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Nutze seinen Mut!

Predigt von Pfarrer Kirsten Schröter zu Ex 3,1-8a(8b-9)10(11-12)13-14(15) (Predigt 25), I. Reihe, Letzter S. n. Epiphanias; 02. Februar 2025, 10 Uhr Gottesdienst in Angermünde

Gebet: Herr unser Gott, wecke du uns auf! Gib du uns dein Licht! Sei du unser Lehrer und Tröster! Rede du selbst mit einem Jeden von uns so, dass ein jeder gerade das höre, was er nötig hat und was ihm hilft! (Karl Barth) Amen.

Liebe Schwestern in Christus, liebe Brüder im Herrn!

Bist Du bereit für neue Herausforderungen? Bist du bereit, Geschichte zu schreiben?
Eigentlich geht es uns doch ganz gut. Doch Gott will nicht, dass es so bleibt. Gott ist mutig. Gott will eine Revolution. Er macht auf sich aufmerksam in deinem Leben, in deinem routinierten Alltag. So zeigt sich Gott. Er ist gegen die Unterdrückung seiner Kinder. Er ist für die Freiheit und die Rettung seines Volkes. Dafür braucht er dich! Gott beruft Menschen und ermutigt sie, gegen die Norm, gegen die Etikette. „Sich gut benehmende Frauen machen selten Geschichte“ Mose wird durch Gott auch solch ein Revolutionär.

Es ist eine der umwälzendsten Geschichten des Alten Testaments. Es ist Alltag. Mose hat sich eingerichtet. Er hat sich gefügt in sein „kleines Los“ Er hatte nichts, als er dort in die Gegend, in die Wüste kam. Er war doch auf der Flucht. Aber wie sollte es weitergehen? Er lernt Zippora, das Vögelchen kennen, die Tochter des Priesters in Midian. Und sie gründen eine Familie. Und Mose nennt seinen Sohn Gerschom: Ich bin ein Fremdling geworden im fremden Lande. Mose passt sich ein, passt sich an. Er muss für das Überleben seiner Familie sorgen. Und da er nichts hat, stellt sein Schwiegervater ihn zum Schafe hüten ab.

Und so hätte seine Geschichte enden können. Ohne Tontäfelchen oder Spucke, Erzählungen oder Schriftstücke hätten wir von der Geburt und dem Leben des Mose nichts mehr erfahren. Es wäre im Wüstensand versickert, zerronnen.

Doch Gott will das nicht. Gott will nicht, dass sein Volk in Ägypten weiter unter der Knute steht. Er will nicht, dass es in der Knechtschaft drangsaliert wird. Gott will die Freiheit seines Volkes. Und nicht nur das. Wir wissen heute: Gott will nicht nur die Freiheit seines Volkes. Gott will nicht nur, dass das Volk Israel befreit wird, sondern er will, dass alle Menschen frei leben. Dass niemand unter der Knechtschaft, der Sklaverei leidet und in ihr zugrunde gehen soll. Und vielleicht wird diese Geschichte heute für uns und andere wieder lebendig, dass wir mit Gott eintreten gegen Menschenhandel, gegen die Sklaverei, für die Freiheit, für die Gleichberechtigung von Frauen und Männern.

Bis dahin ist es ein weiter Weg. Bis dahin ist es ein langer Weg. Es braucht viel Geduld. Und auch immer wieder Entschlossenheit. Es braucht Mut. Wer kann uns das geben? Wer garantiert uns, dass wir auf der richtigen Seite stehen? Wer sagt, dass der Weg sich lohnt? „Vielleicht ist es nur eine Einbildung? Eine absurde Idee? Einen Traum, den man möglichst schnell wieder beerdigen sollte.“ Er soll sich nicht in unseren Gehirnen festsetzen oder Nachahmer finden. Doch Gott ist penetrant. Gott gibt nicht auf. Gott will diesen jungen Mann, diesen Mose davor bewahren in der Mittelmäßigkeit stecken zu bleiben. Er will ihn davor bewahren, einfach in den nächsten 50 oder 80 Jahren wieder zu Erde und Asche zu werden, von der er genommen wurde.

Gott tritt in das Leben dieses Mose. Gott macht auf sich aufmerksam und stellt sich vor. Wie soll er das tun? In den Alltag hinein greift er und lässt ein Feuer brennen, einen Dornbusch, der eigentlich in Nullkommanichts abgebrannt wäre – er lässt ihn brennen, aber nicht verbrennen. Wie kann das sein? Das fasziniert den im Familienunternehmen seines Schwiegervaters gefangenen Mose.
Gibt es ein „Mehr“, ein Besser, ein Weiter, etwas Attraktives? Oder plätschert alles so weiter dahin? Wo sind die Forscher und Entwickler? Wo ist das Mikroskop oder die Biologin, die dieses faszinierende Wunder erklären könnte?

„Mose, es ist wichtig, was ich dir zu sagen habe. Und du brauchst dafür keinen Hochschulabschluss und kein Labor oder Mikroskop. Ich rede mit dir. Ich verschaffe dir Klarheit. Ich bin es, der mit dir redet! Und ich brauche dich nicht hier in der Wüste. Ich brauche dich nicht beim Schafe hüten. Ich brauche dich als Revolutionär. Ich habe mir die Knechtschaft, die Sklaverei meines Volkes lange genug angesehen. Ich habe ihre Schreie gehört und es zerriss mir das Herz. So geht das nicht weiter. Wir müssen etwas tun, du, Mose, musst etwas tun. Du musst zum Pharao gehen und mein Volk Israel aus Ägypten führen. Ganz einfach.“

Ganz einfach? Das ist doch absurd. Das geht doch nicht. Das ist Revolution. Ich kann doch nicht zum mächtigsten Mann der damaligen Welt gehen und sagen: So geht das nicht. Lass diese Zwangsarbeiter frei. Gott hat mir einen Auftrag gegeben, sie herauszuführen. Ob sich Mose an diesem Punkt schon geärgert hat? „Wäre ich nur nicht so neugierig gewesen. Wäre ich doch nur nicht hingegangen zu diesem kleinen brennenden Feuer, zu dieser kleinen Attraktion in der großen Steppe und Wüste.“

Und der Auftrag wird ja nicht kleiner oder leichter. Er erfordert Mut!
Welchen Glaubenskredit muss Mose aufnehmen? Welchen Vertrauensvorschuss dieser Stimme, diesem Gott, geben? Erst wenn er, Mose, es geschafft hat und tatsächlich das Volk der Hebräer aus den Fängen des Tyrannen befreit hat, werden sie hier anbeten, auf diesem Berg.

Gott erbarmt sich. Gott offenbart sich. Gott geht mit. Ich werde mit dir sein. Ich zeige mich dir. Ich bin da. Ich bin für dich da. Ich werde sein, der ich sein werde. Ich bin, der ich bin. Ich bin mit dir!
Reicht das einmal am Berg? Mir würde es nicht reichen. Er muss ja auch anfangen sich zu lösen von seinem Broterwerb, von seinem bescheidenen oder gut situierten Leben. Er muss Schluss machen und brechen mit seinem Schwiegervater, der ihm doch alles gegeben hat, was er hat.

Wir leben in dieser Welt und haben uns ganz gut eingerichtet. Und wir lassen uns immer wieder, jeden Sonntag korrigieren, ansprechen mit dem, was Gott von uns will. Jeden Sonntag erneuert er seinen Traum in uns. Du bist Gottes geliebte Tochter, du bist Gottes geliebter Sohn und ich gehe mit dir durch dick und dünn bis nach Berlin, vielleicht sogar bis nach Washington oder Moskau oder Kiev oder Jerusalem?

Ich bin mit dir! Ich habe mich ganz und gar hingegeben. Ich habe mein Leben gegeben, dass du an meiner göttlichen Liebe nicht zweifelst. Ich stehe mit dir das durch. Wegzehrung!
Also werde Gottes Revolutionär!

Welchen Traum träumst du? Welches Potential ist in dir? Was haben sich deine Eltern gedacht, soll aus dir werden? Was haben sie dir alles in die Wiege gelegt? Was ist dein Potential, das vielleicht auch deine Paten, dein Lehrerinnen und Förderer gesehen haben? Welches Unrecht kratzt an deiner Seele, dass du und dein Gewissen dir sagen: So geht es nicht weiter. Wir müssen etwas tun. Wir wollen diese Erde besser machen. Oder was wünschst du dir für deine Kinder, für deine Nachkommen? Sollen sie auch wie Fremdlinge, wie Ausgestoßene leben? Oder selbstbewusst und mit Gott im Rücken für Frieden und Freiheit? Niemand soll mehr Geschom heißen, Fremdling in der Fremde, weil wir alle Brüder und Schwestern der Menschheitsfamilie sind. Weil wir alle von Gott geliebte und gewollte Geschöpfe sind.

Das eine ist das Gewissen. Die eigene innere Einstellung. Ja, Sklaverei ist schlecht. Ja, Frauen müssten ebenso mitentscheiden, mitregieren, mitgestalten. Aber muss das ausgerechnet ich sein? Kann sich Gott nicht einen anderen suchen? „Herr, ich tauge nicht zu reden. Nimm dir einen anderen, der das besser kann als ich.“

Ob Gott heute auch noch mutig ist? Nutze seinen Mut!

Bist Du bereit für neue Herausforderungen? Bist du bereit Geschichte zu schreiben?
Eigentlich geht es uns doch ganz gut. Doch Gott will nicht, dass es so bleibt. Gott ist mutig. Gott will eine Revolution. Er macht auf sich aufmerksam in deinem Leben, in deinem routinierten Alltag. So zeigt sich Gott. Er ist gegen die Unterdrückung seiner Kinder. Er ist für die Freiheit und die Rettung seines Volkes. Dafür braucht er dich! Gott beruft Menschen und ermutigt sie, gegen die Norm, gegen die Etikette. „Sich gut benehmende Menschen machen selten Geschichte“ Werde wie Mose durch Gott auch solch ein Revolutionär. Amen

 

Predigttext: 2. Mose (Exodus), Kapitel 3: Moses Berufung
1Mose aber hütete die Schafe Jitros, seines Schwiegervaters, des Priesters in Midian, und trieb die Schafe über die Wüste hinaus und kam an den Berg Gottes, den Horeb. 2Und der Engel des Herrn erschien ihm in einer feurigen Flamme aus dem Dornbusch. Und er sah, dass der Busch im Feuer brannte und doch nicht verzehrt wurde. 3Da sprach er: Ich will hingehen und diese wundersame Erscheinung besehen, warum der Busch nicht verbrennt. 4Als aber der Herr sah, dass er hinging, um zu sehen, rief Gott ihn aus dem Busch und sprach: Mose, Mose! Er antwortete: Hier bin ich. 5Er sprach: Tritt nicht herzu, zieh deine Schuhe von deinen Füßen; denn der Ort, darauf du stehst, ist heiliges Land!​​​​​​​

6Und er sprach weiter: Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. Und Mose verhüllte sein Angesicht; denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen. 7Und der Herr sprach: Ich habe das Elend meines Volks in Ägypten gesehen, und ihr Geschrei über ihre Bedränger habe ich gehört; ich habe ihre Leiden erkannt. 8Und ich bin herniedergefahren, dass ich sie errette aus der Ägypter Hand und sie aus diesem Lande hinaufführe in ein gutes und weites Land, in ein Land, darin Milch und Honig fließt, in das Gebiet der Kanaaniter, Hetiter, Amoriter, Perisiter, Hiwiter und Jebusiter. 9Weil denn nun das Geschrei der Israeliten vor mich gekommen ist und ich dazu ihre Drangsal gesehen habe, wie die Ägypter sie bedrängen, 10so geh nun hin, ich will dich zum Pharao senden, damit du mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten führst.

11Mose sprach zu Gott: Wer bin ich, dass ich zum Pharao gehe und führe die Israeliten aus Ägypten? 12Er sprach: Ich will mit dir sein. Und das soll dir das Zeichen sein, dass ich dich gesandt habe: Wenn du mein Volk aus Ägypten geführt hast, werdet ihr Gott dienen auf diesem Berge.

13Mose sprach zu Gott: Siehe, wenn ich zu den Israeliten komme und spreche zu ihnen: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt!, und sie mir sagen werden: Wie ist sein Name?, was soll ich ihnen sagen? 14Gott sprach zu Mose: Ich werde sein, der ich sein werde. Und sprach: So sollst du zu den Israeliten sagen: »Ich werde sein«, der hat mich zu euch gesandt. 15Und Gott sprach weiter zu Mose: So sollst du zu den Israeliten sagen: Der Herr, der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks, der Gott Jakobs, hat mich zu euch gesandt. Das ist mein Name auf ewig, mit dem man mich anrufen soll von Geschlecht zu Geschlecht.

Quelle: Lutherbibel 2017, © Deutsche Bibelgesellschaft

Bild: Erstellt von der Redaktion mit Hilfe der KI Midjourney 

2 Gedanken zu „Nutze seinen Mut!“

  1. Danke, Pfarrer Schröter, für diese aufmunternde und – im Sinne des Wortes – ermutigende Predigt! Ich wünsche uns allen, dass wir als Christen diesen Mut aufbringen, für unseren Glauben und unsere Überzeugungen öffentlich einzustehen, für z.B. wirkliche Gleichberechtigung, gegen Rechtsradikalität, Verschwörungstheorien und Stammtischparolen und damit wirksam „Salz der Erde“ und „Licht der Welt“ sind.

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