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Wir haben uns getrennt!

„Wir haben uns getrennt!“ So steht es auf dem letzten gemeinsamen Post von Zoe und Merlin. „Und so geht es jetzt weiter“, steht da auch noch.

Über viele Jahre waren die beiden ein eingespieltes Team, die ihre zahlreichen Follower auf viele abenteuerliche Reisen mitgenommen haben und sie an ihrem Leben teilnehmen ließen. Sie schreiben:

„Nach vielen gemeinsamen Abenteuern und unzähligen guten Erinnerungen trennen sich unsere Wege nun. Zurück bleibt große Dankbarkeit. Es gibt so vieles, das uns nach wie vor verbindet. Und auch wenn wir nun kein Paar mehr sind, sind wir weiterhin ein Team.“ Und dann supporten sich die beiden gegenseitig und bitten ihre Follower auch dem jeweils anderen zu folgen.

Trennung liegt auch in unserer Kirche in der Luft. Die Kirchensynode in Fulda hat sowohl eine Einheits- als auch eine Trennungskommission eingesetzt. Ein Antrag hatte das Anliegen vertreten, dass nachdem der APK sich in seiner Mehrheit ein Nebeneinander zweier Praktiken in der Frage der Frauenordination nicht vorstellen konnte, einzelnen Gemeinden den Ausstritt aus der SELK zu ermöglichen und darum gebeten, dass dies in geschwisterlicher Weise geschieht.

Mich hat die Trennungsgeschichte von Zoe und Merlin beeindruckt. Hier ist kein Hadern, kein gegenseitiges Vorwerfen, kein Rosenkrieg, sondern Dankbarkeit für das gemeinsam Erlebte und Unterstützung für den Anderen.

Sollten wir in unserer Kirche keinen gemeinsamen Weg mehr gehen können, dann würde ich mir wünschen, dass wir die Größe haben und es so wie diese beiden hinkriegen. Dazu möchte ich die folgenden Überlegungen einbringen:

(Das hier vorgeschlagene Modell will eine Lösung anbieten, die natürlich nicht haargenau so ablaufen muss. Es ist aber manchmal hilfreich, einen langen Weg in einzelne Etappen zu unterteilen, damit er einen nicht überfordert. Begriffe, Namen, Bezeichnungen, Vorgehensweisen, die hier verwendet und vorgeschlagen werden, sind nicht starr und könnten auch anders sein. Also bitte nicht daran stören.)

Die Ziele sind:

  • Gemeinden, die selbstbestimmt ihr eigenes Profil leben können
  • Gemeinden, die offen und vielfältig Heimat für viele sein können
  • Gemeinden, die sich in ihrer Kirche ernst genommen fühlen

Schritt 1:

Die Gemeinde XY trennt sich durch Gemeindeversammlungsbeschluss möglichst einmütig von der SELK und wird zu einer SELG:

Selbstständige evangelisch-lutherische Gemeinde XY. (die Beibehaltung des Namens ist, vorausgesetzt, die SELK verbietet es nicht, Absicht. Dadurch soll ausgedrückt werden, woher wir kommen und auf welchem Grund wir stehen. Ansonsten kann es aber auch eine andere Bezeichnung geben.)

Die Gemeinde ist dann eine freie Gemeinde, ähnlich der Concordia- Gemeinde Celle (also nichts Neues).

Schritt 2:

Alle Gemeinden, die diesen Schritt gegangen sind, bilden einen Ausschuss.

(Ganz bewusst keine Synode und es soll auch keinen leitenden Geistlichen geben, denn es soll keine neue Kirche gegründet werden. Die Gemeinden bleiben bei den bisherigen Bekenntnissen der SELK (wobei die Frauenordination in diesen Gemeinden nicht als bekenntnisrelevant verstanden wird).

Der Ausschuss soll lediglich die Interessen der freien Gemeinden vertreten, Verhandlungen führen und rechtliche Dinge klären.

Nicht die Pfarrer verlassen die SELK, sondern die Gemeinden. Die Pfarrer verbleiben (wenn sie nicht ausdrücklich etwas anderes wünschen) in der SELK. Sie werden für die Gemeinden freigestellt, wie dies auch bisher, z. B. in die ELKiB, eine andere Schwesterkirche, in die Mission oder in die Celler Gemeinde geschieht.

Dafür verpflichten sich die Gemeinden weiterhin, wie bisher an der Umlage der Allgemeinen Kirchenkasse teilzunehmen. (Dadurch ist die Versorgung der Pfarrer und das Bestehen der Kirche gesichert).

Die austretenden Gemeinden wollen das gewachsene Kirchenleben regional und überregional möglichst beibehalten. Darum bleiben sie bei der Kirchengemeinschaft, unterstützen weiterhin die Werke der Kirche (Mission, Diakonie und Jugendarbeit), nehmen weiterhin an Kirchenmusikfesten, SELK-Olympiaden, JuFes u. ä. teil und unterstützen Nachbargemeinden, die in der SELK verbleiben (z. B. bei Vakanzen). Natürlich ist da der gemeinsame Wille auf beiden Seiten Voraussetzung.

Schritt 3:

Der Ausschuss nimmt im Auftrag der Gemeinden Verhandlungen mit der ELKiB auf, um zu eruieren, ob die Bildung eines gemeinsamen Kirchenkörpers möglich ist. Jede Gemeinde entscheidet dann selbst, ob sie dort eintreten möchte.

(Die ELKiB ist wie die SELK eine bekenntnisgebundene Kirche, allerdingst hat sie die Frauenordination erlaubt und hat ein offenes Verhältnis zu landeskirchlichen lutherischen Gemeinden).

—————————————–

Dieses Modell will ein sanftes Ausscheiden ermöglichen. Die ausscheidenden Gemeinden tun dies nicht im Zorn, sondern in einem geschwisterlichen Sinn. Die Hand bleibt ausgestreckt. Grabenkämpfe sollen vermieden werden.

Dazu dient es auch, dass die Gemeinden (jedenfalls bis neue Regelungen gefunden sind) weiterhin ihre finanziellen Verpflichtungen einhalten. Das Ziel soll die Unabhängigkeit sein, aber nicht die Schädigung der SELK.

Viele Gemeindeglieder fühlen sich in ihrer Gemeinde zuhause, können aber zunehmend den Kurs der SELK nicht mehr nachvollziehen. Mit dem Trennungsschritt soll ihnen weiterhin eine Heimat geboten werden (u.U. auch Kirchgliedern, deren Gemeinden in der SELK verbleiben. Das gilt selbstverständlich dann auch in die andere Richtung).

Auch unter den Pastoren gibt es zumindest Unsicherheiten, ob und wie sie dann abgesichert sind. Darum ist in diesem Modell vorgeschlagen, bestehende Regelungen anzuwenden, wie sie auch in der Vergangenheit schon praktiziert wurden (ELKiB). Damit vermeidet man langwierige rechtliche Auseinandersetzungen.

Ebenso vermeidet man Auseinandersetzungen innerhalb der austretenden  Gemeinden, wenn man bei den Bekenntnissen bleibt und nicht anfängt, eine neue Minikirche zu gründen. Wir bleiben, was wir sind, aber mit einem eigenen, offenen Profil.

Mag sein, dass dieser Weg am Ende aus irgendwelchen Gründen nicht gegangen werden kann. Aber, wenn man sich aufmacht, braucht man eine Vorstellung, wo man hin will.

Zoe und Merlin kann man nur wünschen, dass sie ihre Trennung so  hinbekommen, wie sie es sich vorgestellt haben.

Unserer Kirche wünsche ich das auch. Den Willen, es gut miteinander hinzubekommen, getrennte Wege zu gehen und trotzdem verbunden zu bleiben.

Hermann Borchers
01.10.2025

Beitragsbild von pixabay.com

3 Gedanken zu „Wir haben uns getrennt!“

  1. Lieber Hermann,
    das ist ein sehr schönes Szenario. Das klingt angenehm, freundlich und liebevoll.
    Wenn das gemeinsam von allen getragen wird, kann ich mir so etwas in die Richtung gut vorstellen.
    Hab vielen Dank für die Idee und das Vordenken.

  2. Danke für diesen gut durchdachten Entwurf!
    Zoe, Merlin, der SELK und der SELG (wunderbare Namenskreation!!) wünsche ich für ihre Schritte und Ziele Gottes Beistand und Segen

  3. Hallo, ich fürchte, so wird es nicht gehen. So bald das Thema besprochen wird, kocht die Emotion hoch. Ein gutes Zusammenarbeiten zwischen Männern und Frauen wird offenbar schwierig. Ich bin erschrocken. Ist es das wert? Wenn Jesus das will, dann könnte es anders gehen. Ohne Ehen zu gefährden oder Leute aus der Mitarbeit oder vom Gottesdienstbesuch herauszutreiben. Ich wünsche mir eine liebevolle Zusammenarbeit von Männern und Frauen in der Gemeinde.
    Die Idee kann doch nur funktionieren, wenn die gemeinsamen Aufgaben gesehen werden.
    Ich habe seit vielen Jahren in der Ökumene mitgearbeitet, um die Trennung sanfter zu machen. Da gibt es noch viel tiefere Probleme: Taufe, Schriftverständnis, Tabernakel, Amtsverständnis usw. Trotzdem treffen wir uns hoffentlich im Himmel. Dabei habe ich aber die SELK mehr schätzen gelernt. Die katholische Kirche bleibt zusammen, die evangelischen Kirchen spalten sich immer weiter.
    Wann kann sich denn eine Gemeinde trennen? Zweidrittel Mehrreit reicht da meiner Meinung nach nicht.
    Wir können doch in der Landeskirche beobachten, wie sich alles in 40 Jahren entwickelt hat. Ich wünsche mir von Pastorinnen, dass im Glaubensbekenntnis der Heilige Geist nicht durch die Heilige Geistes Kraft, dem weiblichen Teil von Gott ersetzt wird. Ich brauche als Mann auch den Heiligen Geist. Ich wünsche mir, dass nicht die Männer aus der Mitarbeit herausflüchten oder aus dem Gottesdienst. Das passiert zum Teil.
    Ich fände es hilfreich, wenn über die Ängste von Männern und wie sie reagieren, nachgedacht wird. Auf der Arbeit kann man sich viel besser darüber unterhalten als in der Kirche. Dort hatten wir überlegt: Männer sind Höhlentiere. Wenn es gefährlich wird, flüchten sie in die Höhle. Also flüchten sie aus der Mitarbeit und dem Gottesdienst. Das mit Geduld, Gebet und Liebe zu durchbrechen wäre schön.
    Ich bin davon überzeugt, dass unser Gott die Grenzen zum Schutz gesetzt hat. Die Kirche ist Gottes Augapfel und er will sie schützen. Deshalb hat er Regeln aufgestellt und deshalb greift er auch ein, auch wenn er viele Jahre oder auch Jahrzehnte Geduld und Langmut hat. Was wird Jesus am Ende der Zeit zu all dem sagen. Ich bete dafür seit vielen Jahren.
    Manfred Siebald hat zu dem Thema Grenzen von Gott gesetzt ein Lied geschrieben: „Der Deich muss weg“. Ist im Internet mit der Suchmaschine zu finden.
    Reinhard Borrmann

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