Zuhören lohnt sich: Siegfried Zimmer über den Advent bei Worthaus
In der aktuellen Folge des „Worthaus“-Podcasts spricht Prof. Dr. Siegfried Zimmer über ein Thema, das uns als Christ*innen manchmal vielleicht etwas zu vertraut ist: Advent. Sein Vortrag aus dem Jahr 2024, der jetzt veröffentlicht wurde, gibt uns als Zuhörenden einige frische Impulse.
| Worthaus versteht sich als Plattform, die seit 2010 theologische Forschung verständlich, kostenfrei und mit inhaltlicher Tiefe in Vortragsform (sowie anschließend als Podcasts und auf YouTube) zugänglich macht. Auf der Basis eines offenen, historisch reflektierten Bibelverständnisses will Worthaus den christlichen Glauben für heutige Menschen neu übersetzen, weiterdenken und interdisziplinär im Dialog halten. Zu den bekanntesten Theolog*innen bei Worthaus gehören Prof. Dr. Siegfried Zimmer und Prof. Dr. Thorsten Dietz. |
Zimmer räumt zunächst mit einem Missverständnis auf: Advent sei nicht in erster Linie „die Vorbereitungszeit auf Weihnachten“, jedenfalls nicht ursprünglich. Vielmehr markiere der Advent den Anfang – des Kirchenjahres, des Glaubensweges, vielleicht des Lebens selbst. Advent bedeutet leben in Erwartung, Zukunft, Aufbruch.
„Jesus handelte zielorientiert. Und sein Ziel war das Reich Gottes. Das Verblüffende am Reich Gottes ist, es ist nicht die Erfüllung unserer Träume.“
An Jesus entwickelt Zimmer diese These weiter: Christus war ein Säender, ein Pflügender. Einer, der in die Zukunft blickte, nicht nostalgisch zurück. Wer säen will, so Zimmer, muss die Hand am Pflug halten und den Blick nach vorn richten. Adventlich leben heißt dann: sich öffnen für das, was kommt. Darauf vertrauen, dass Gottes Reich nicht ein sentimentaler Traum, sondern verheißene Zukunft ist.
Besonders eindrücklich zeigt Zimmer, wie zeitlos die Worte Jesu sind. Kein wissenschaftlicher Fortschritt könne jemals den Satz widerlegen: „Selig sind die Trauernden.“ Denn er spricht von endgültiger Tröstung. So argumentiert Zimmer: Die Bibel altert nicht, weil sie das Endgültige im Blick hat.
„Wenn ihr das Reich Gottes an erste Stelle setzt und seine Gerechtigkeit, dann werden die anderen Dinge alle ihren angemessenen Ort finden.“
Im zweiten Teil lenkt Zimmer den Blick auf die große Umbruchzeit vom Mittelalter zur Neuzeit. Er macht deutlich, dass sich die große Erneuerungsbewegung der Kirche aus einer grundsätzlichen Hinwendung zum Neuen, und zwar zum Abenteuer, speist. „Adventura“ stammt aus der gleichen Sprachwurzel wie „Advent“ – und so deutet er Christsein als Wagnis statt als Verschanzen in der Wagenburg, Glauben als Expedition statt als Rückzug. Advent ist dann eine Lebenshaltung: hin zum Neuen, bereit zum Unbekannten, voller Erwartung an Gott.
Wer sich im Advent nicht mit Kerzen und Kalendern begnügen möchte, sollte diesen Vortrag hören. Er macht Mut – zum Aufbruch.
(ms)
06.12.2025
Siegfried Zimmer: „Advent“
https://worthaus.org/mediathek/advent-14-10-1/
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