Die Synode hat hat für die weitere Arbeit zur Frage der Ordination von Frauen zwei Kommissionen eingesetzt, die als Chance für ein respektvolles Miteinander und die Möglichkeit eines sachlichen Austausches genutzt werden sollen.
Die Einheitskommission erhält den Auftrag „Kernfragen zu strukturieren“, „Gesprächsformate zu entwickeln“ und „Wege für ein respektvolles Miteinander“ zu gestalten. „Dabei soll die Einheitskommission selbst keine konkreten Ordnungsänderungen erarbeiten, sondern das Wahrnehmen, Hören und Verstehen zwischen den unterschiedlichen Lagern fördern.“ Hier liegt sicherlich ein wesentliches Problem der bisherigen Kommunikation. Beide Seiten fühlen sich unverstanden und abgewertet. Die Seite der Gegner der Frauenordination (FO) versteht ihre Argumente als geistlich und biblisch begründet, während sie die Argumente der Befürworter der FO als weltlich und zeitbedingt einstuft, wodurch diese „entkräftet“ werden. In dieser Klassifizierung liegt ein wesentliches Moment der Bewertung.
Dabei wird außer Acht gelassen, dass die Befürworter der FO den gleichen Glauben an den auferstandenen Herrn Christus teilen. In der Kernbotschaft des Evangeliums, der Rechtfertigung ohne unser Zutun, stimmen wir überein. Wir lassen es zu, dass uns die Frage der FO, die nicht im Zentrum unseres Glaubens steht, in den Mittelpunkt gerückt und übermächtig wird. Ich sehe nicht, wie die Kommission aus dieser „Zwickmühle“ einen neuen Umgang der Verständigung finden will, wenn alle Beteiligten von der bisherigen Diskussion betroffen sind, ja gezeichnet sind, und ihre je eigenen Interessen verfolgen. An dieser Stelle ist es nötig, sich Hilfe von außen zu holen, Experten, die ohne persönliche Agenda auf den Gesprächsprozess schauen und ihn offenlegen. Es ist wünschenswert, dass sich die Mitglieder der Kommissionen im öffentlichen Dialog versöhnlich zeigen und ihre Bereitschaft zum Hören und Verstehen der anderen Position zum Ausdruck bringen.
Die Trennungskommission hat die Aufgabe erhalten, rechtliche und organisatorische Fragen im Hinblick auf eine Trennung in zwei Kirchen zu klären. Das ist eine gewaltige Aufgabe und erfordert entsprechendes Fachwissen in juristischen Fragen und im Bereich der Unternehmensführung. Wenn es um organisatorische Fragen geht, braucht es Kompetenzen in Themen, die die systematische Planung und Steuerung hinsichtlich einer Trennung erfordern, um diesen Übergang ausgewogen und angemessen zu gestalten. Ich wundere mich, dass die Zusammensetzung der Trennungskommission gleich auf der Synode beschlossen wurde. Hier sind Kompetenzen erforderlich, die die Synodalen nicht unbedingt mitbringen. Es ist nötig, zunächst SELK-weit nach Fachleuten für die anstehenden Aufgaben zu suchen oder auch fachliche Expertise „einzukaufen“, Fachleute mit diesen Fragen zu beauftragen, die neutral sind und ihr Wissen unabhängig von persönlichen Interessen einbringen können. Nur mit den erforderlichen Kompetenzen können beide Kommissionen zielgerichtet arbeiten. Ansonsten ist es eine weitere Arbeitsetappe, die dafür sorgt, dass sich nichts bewegt.
Wir sind an einem empfindlichen Punkt angelangt. Es ist sehr schmerzhaft zu sehen, dass unsere Kirche bereits in zwei Lager zerfallen ist. Bei vielen Mitgliedern der Kirche ist es noch nicht angekommen, wie ernst die Situation ist. Viele Mitglieder unserer Kirche wollen keine Trennung, denn diese Möglichkeit ist mit großen Verlustängsten verbunden. Gleichzeitig können viele Gemeindeglieder ein Festhalten an der Ablehnung der FO nicht weiterhin mittragen. Viel Öffentlichkeitsarbeit in unserer Kirche ist von Nöten. Es reicht nicht, die Gemeindeglieder über einen Newsletter wie SELK_news zu informieren, weil dieser nur eine begrenzte Zahl von Lesern und Leserinnen erreicht. Die Gemeinden sollten zeitnah durch ihre Pfarrer, den Gemeindebrief und andere Kanäle über die aktuellen Diskussionen und Entwicklungen unterrichtet werden. Es ist wichtig, die Gemeindeglieder besser zu informieren und sie mitzunehmen auf dem Weg, den wir jetzt mit diesen beiden Kommissionen beschreiten, damit sie sich aktiv einbringen können und sich wiederfinden in der SELK nach diesem Klärungsprozess.
(mr)
29.10.2025
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