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Christ*innen und Trump

Seit dem 20.01.2025 ist Donald Trump wieder im Amt. Zwei Beispiele für Reaktionen von US-amerikanischen Christ*innen auf den Präsidenten und seine Maßnahmen.

Aus der Missouri Synode

Präsident Matthew Harrison von der Lutheran Church—Missouri Synod (LCMS) veröffentlichte am 06. Februar 2025 einen Brief, in dem er zu aktuellen politischen Entwicklungen Stellung nimmt. Das Original ist hier nachzulesen. Er wendet sich in seinem Schreiben an die Mitglieder seiner Kirche, um auf aktuelle Vorwürfe und gesellschaftliche Entwicklungen einzugehen. Harrison reagiert auf die Behauptung, dass lutherische Organisationen wie der Lutheran Immigration and Refugee Service (LIRS) durch den Erhalt erheblicher Bundesmittel in fragwürdige finanzielle Aktivitäten verwickelt seien. Er stellt klar, dass die LCMS keine formelle Beziehung zur LIRS unterhalte und selbst keine staatlichen Fördermittel annehme. Er betont, dass die LCMS keine illegale Einwanderung unterstütze, sondern eine gesetzestreue und patriotische Haltung verfolge. Die Kirche arbeite jedoch mit eigenen sozialen Diensten (Recognized Service Organizations, RSOs) zusammen, die in Übereinstimmung mit den Lehren der LCMS handeln.

Harrison äußert sich zudem zur aktuellen politischen Entwicklung in den USA. Persönlich begrüße er die Arbeit des „Department of Government Efficiency“ (DOGE) unter der Leitung des Milliardärs Elon Musk, da er die Bundesregierung für übermäßig groß, ineffizient und finanziell unverantwortlich halte. Seiner Ansicht nach versage der Staat in seinen grundlegenden Aufgaben, wie dem Schutz der Bürger, der Aufrechterhaltung gerechter Gesetze und der Förderung von Ehe und Familie. Besonders kritisch sieht er staatliche Maßnahmen zur Förderung von Diversität, Gleichstellung und Inklusion. Diese Antidiskriminierungsmaßnahmen und die Größe der Regierung „stehlen unseren Kindern tatsächlich die Zukunft“, so Harrison wörtlich.

Weiterhin thematisiert Harrison Angriffe auf die Religionsfreiheit. Er betont, dass die LCMS juristische Mittel nutze, um ihre verfassungsmäßigen Rechte zu verteidigen. Er sieht in der Verbreitung der DEI-Philosophie (Diversity, Equity, Inclusion) durch Regierungsprogramme eine Bedrohung, wobei die LCMS sowohl DEI als auch weißen Suprematismus (d.h. die vermeintliche Überlegenheit von Weißen, also Rassismus​​​​​​​) offiziell ablehnt. Harrison beklagt, dass Christen Diskriminierung am Arbeitsplatz, Benachteiligung im Militär und Anfeindungen an öffentlichen Schulen und Universitäten erleben, wenn sie sich zu biblischen Vorstellungen von Geschlecht und Familie bekennen. Besonders besorgt ist er über die Einflussnahme staatlicher Programme auf Kinder in öffentlichen Schulen sowie über den weltweiten Fokus von US-Botschaften auf LGBTQ-Themen, die aus seiner Sicht Millionen von Lutheranern in anderen Ländern vor Herausforderungen stellen. Abschließend ruft Harrison die Mitglieder der LCMS dazu auf, sich trotz gesellschaftlicher und politischer Spannungen weiterhin in ihren Gemeinden zu engagieren, für ihre Rechte einzustehen und auf Gottes Führung zu vertrauen.

Aus Washington

Am 21. Januar 2025 hielt Bischöfin Mariann Edgar Budde von der Episkopalkirche der Vereinigten Staaten (dem US-amerikanischen Zweig der anglikanischen Kirche) in der Washington National Cathedral eine Predigt im Rahmen des traditionellen interreligiösen Gottesdienstes. Das englische Original kann hier nachgelesen werden. Die Schweizer Plattform Ref.ch (News der Reformierten) bietet auch eine deutsche Übersetzung.

Bischöfin Budde predigte über Matthäus 7,24–29. In dieser Bibelstelle spricht Jesus über das Gleichnis vom Hausbau: Ein weiser Mensch baut sein Haus auf Fels und widersteht Stürmen, während ein törichter Mensch es auf Sand errichtet und es einstürzt. Budde übertrug dieses Bild auf die Gesellschaft und betonte, dass die Einheit einer Nation auf „soliden Fundamenten wie Würde, Ehrlichkeit und Demut“ beruhen müsse. Sie warnte: „Verachtung ist eine gefährliche Art, ein Land zu führen“ und stellte die Frage, auf welchem Fundament die politische Führung des Landes errichtet sei.

Ein zentrales Anliegen der Predigt war der Schutz gefährdeter Gemeinschaften. Budde sprach über die Ängste von LGBTQ+-Kindern und Migrant*innen und erklärte: „Es gibt schwule, lesbische und transgender Kinder in demokratischen, republikanischen und unabhängigen Familien, die um ihr Leben fürchten.“ Sie hob die positiven Beiträge von Einwanderern hervor und sagte: „Die überwiegende Mehrheit der Einwanderer sind keine Kriminellen; sie zahlen Steuern und sind gute Nachbarn.“

In ihrer direkten Ansprache an Präsident Donald Trump erinnerte sie ihn an seine Verantwortung: „Millionen haben ihr Vertrauen in Sie gesetzt, und wie Sie gestern der Nation sagten, haben Sie die vorsehende Hand eines liebenden Gottes gespürt. Im Namen unseres Gottes bitte ich Sie, Barmherzigkeit mit den Menschen in unserem Land zu haben, die jetzt Angst haben.“

Durch die Verknüpfung der Bibelstelle mit aktuellen politischen Themen rief Budde dazu auf, moralisch standhafte Entscheidungen zu treffen, die den Stürmen der Zeit standhalten. Ihre Predigt löste eine breite öffentliche Debatte über die Rolle der Kirche in gesellschaftlichen Fragen aus.

(MS)
16.02.2025

Abbildung: Erstellt von der Redaktion unter Benutzung der KI Midjourney.

2 Gedanken zu „Christ*innen und Trump“

  1. Danke für die engagiert Beobachtung, das Hinsehen und den Hinweis auf einen Abgrund vor dem ich am liebsten die Augen 🙈 würde. In dieser Welt scheinen Misstrauen und Hass, zu wachsen wo doch Verständnis und Liebe wachsen sollte.
    Ich wünschte mir auch von unserem Bischof solch eine klare Aussage für die Würde jedes einzelnen Menschen, dafür ehrlich miteinander umzugehen und in Demut zu schauen wie privilegiert die meisten von uns leben. Und ich hoffe auf viele Menschen, die auch ohne solch ein Wort unseres Bischofs moralisch standhafte Entscheidungen treffen.
    Die liebe zum Nächsten soll wachsen.

  2. Ich halte es für sehr problematisch, dass Präsident Harrison sich eindeutig für die neue Behörde DOGE ausspricht, die von Elon Musk geleitet wird. Darin positioniert er sich klar politisch, obwohl er das für seine Kirche ausschließt. Mit seinem Statement vermittelt er den Migliedern seiner Kirche, die die republikanische Partei gewählt haben und nun ggf. über das aktuelle Handeln des Präsidenten schockiert sind, dass das Vorgehen der Trump Administration in Ordnung sei.
    Diese Behörde (DOGE) hat mit sofortiger Wirkung sämtliche Entwicklungshilfe (USAid) weltweit gestrichen und ihre Mitarbeitenden entlassen Die amerikanische Entwicklungshilfe macht beispielsweise in Tanzania 20% des Haushalts des Gesundheitsministeriums aus. Mit diesen Geldern werden u.a. Impfkampagnen bezahlt. Notleidenden Menschen und den eigenen Angestellten gegenüber ist das Vorgehen der Musk-Behörde unverantwortlich und spricht der christlichen Grundhaltung der Nächstenliebe Hohn.

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