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Finanzielle Schieflage und Frauenordination

Das Netzwerk „Aufbruch SELK“ hat in einem Beitrag mit dem Titel „Kirche und Geld“ auf der Webseite der „Initiative Frauenordination“ den engen Zusammenhang zwischen Zukunftsfragen und Finanzkrise der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) thematisiert.

Im Zentrum steht die angespannte Haushaltslage: Der aktuelle Etat der Kirche umfasst (nach Angaben der offiziellen SELK-Aktion „1000×1000“ vom Mai 2025) 10,9 Mio. Euro, davon 93% Personalkosten. Seit Jahren besteht ein Defizit, aktuell 1,4 Mio. Euro jählich, das bislang aus Rücklagen gedeckt wird. Diese seien jedoch bald erschöpft. Noch größere Verluste könne sich die SELK nicht mehr leisten, aber genau diese entstehen gerade, nämlich durch die Kürzung von Beiträgen und Kirchenaustritte.

Als Ursache benennt „Aufbruch SELK“ die anhaltende Blockade der Frauenordination. Die Beschlüsse des 15. Allgemeinen Pfarrkonvents im Juni 2025 hätten viele Kirchglieder enttäuscht, da die Pfarrer beim APK und die Kirchenleitung die Stimmen der Gemeinden unberücksichtigt lasse. Dies habe bereits konkrete Konsequenzen, wie das Netzwerk mit Hilfe einer laufenden Umfrage belegt, aus der erste Ergebnisse veröffentlicht werden. 13% der Teilnehmenden gaben hier an, ihre Beiträge bereits gekürzt oder umgestellt zu haben; weitere 50% kündigten an dies zu tun, falls die Synode im September keine Veränderungen beschließt. Allein bei den bisher knapp über 100 Befragten, von denen nicht alle die Summe ihrer Kirchbeiträge genannt haben, ergibt sich so ein jährlicher Verlust von über 77.000 Euro für die Allgemeine Kirchenkasse.

Der Beitrag dokumentiert kreative Formen des finanziellen Protests der Kirchglieder, nämlich zweckgebundene Spenden ausschließlich für die eigene Gemeinde sowie direkte Unterstützung kirchlicher Werke oder der Initiative Frauenordination. Kurzfristig seien Gehälter und Ruhegelder der Hauptamtlichen der Kirche dadurch zwar nicht gefährdet, langfristig aber sehr wohl.

„Aufbruch SELK“ ruft die Mitglieder dazu auf, trotz Enttäuschung in der Kirche zu bleiben und ihr Engagement nicht still zurückzuziehen. Ohne Kompromiss in der Frage der Frauenordination drohe der SELK jedoch nicht nur geistlicher, sondern auch massiver finanzieller Schaden.

(ms)
26.08.2025

3 Gedanken zu „Finanzielle Schieflage und Frauenordination“

  1. Reinhard Borrmann, Berlin

    Zank schadet schon immer beim Spendensammeln. Das war bei der Einführung der weißen Gewänder so, ist so beim Streit über die Einführung des neuen Gesangbuches so oder wie die Liturgie gestaltet werden soll.
    Einnahmen und Ausgaben müssen in der SELK übereinstimmen. Entnahme Rücklagen ist ja eine Einnahme. Nach meinen Erfahrungen aus der Wirtschaft kann es unangenehme Entscheidungen geben. Ein möglicher Weg, den ich für wahrscheinlich halte, könnte „keine Neueinstellungen“ sein, weder von Männern noch von Frauen. Wir sollten daran arbeiten und dafür beten, dass nicht noch schmerzvollere Maßnahmen notwendig werden.
    Wenn es einer Firma schlecht geht, dann ist Zusammenhalt gefragt und wie können wir gemeinsam einen Aufbruch schaffen.
    Unsere Aufgabe ist doch: den Gottesdienstbesuch zu steigern, den Glauben an die junge Generation weiterzugeben und durch Gottes Geschenk eine Erweckung geschenkt zu bekommen.
    Wenn das im Mittelpunkt steht, sind vielleicht auch Kompromisse möglich.
    Kampf um Positionen, Ruhm und Chefin sein hilft da nicht.
    Wenn deutlich wird: Frau XX oder YY hilft diese Ziele zu erreichen, dann geht vielleicht was. Zur Liebe gehört auch Männern die Ängste zu nehmen und zu einer guten Teamarbeit zu kommen.
    Es gibt ja nicht nur die Hauptamtlichen, sondern auch die Ehrenamtlichen, die in Treue für Jesus gearbeitet haben. Familien haben im Team und in Liebe für Jesus gearbeitet. Soll das durch den Ehrgeiz der hautamtlichen Frauen zerstört werden?
    Ist für mich als ehrenamtlich arbeitender Mann die Arbeit alle?
    Wenn Arbeit in der Gemeinde verteilt werden soll, dann fangen viele an sich zu entschuldigen. Man muss doch auch nach den Gaben sehen, die Gott gegeben hat. Und anderen helfen, dass ihre Gaben wachsen. Und im Gebet die anderen trösten und stützen.
    Ein Amt ist nicht unbedingt Ehre, sondern oft auch eine Last. Die Kritisierer sind schnell da, die mit ihrem Mund alles viel besser machen könnten. Schön wäre es wenn sie beten würden.
    Wie oft ging nur etwas gut, weil ich vor lauter Sorge viel gebetet habe und Gott hat das Wunder geschenkt, nicht die gute Ausbildung. Unser Gott kann doch schenken, dass schwierige Gruppenabende gelingen und man mit schwierigen Menschen reden kann.
    Ich erinnere mich, wie unser Pastor einmal in unseren Jugendkreis kam und verzagt war, weil er kein gutes Werkzeug ist. Ich konnte ihn etwas trösten: Gott ist der Meister und der Meister macht was Gutes auch mit einem schlechten Werkzeug. Das Bild geht aber weiter: Unser Gott formt uns zu einem guten Werkzeug.
    Für mich sind drei Frauen aus dem sächischen Dorf „Großhartmannsdorf“ ein Vorbild. Durch ihre Gebete ist in den 70er Jahren in der DDR eine Erweckung passiert. Unsere Alt-Lutherische Gemeinde Halle wurde davon erfasst und ich habe die Erweckten in Potsdam getroffen. Das war Heiliger Geist zum Anfassen. So etwas habe ich sonst nie erlebt.
    Die KI-Copilot wusste davon:
    Die Erweckung in Großhartmannsdorf
    • Auslöserinnen: Drei ältere Frauen aus dem Ort – oft schlicht als „die drei Beterinnen“ bezeichnet – sollen sich regelmäßig zum Gebet getroffen haben. Ihr intensives und beharrliches Gebet gilt als geistlicher Ursprung der Bewegung.
    • Zeitpunkt: Die Bewegung begann in den frühen 1970er Jahren, mitten in der atheistisch geprägten DDR, wo kirchliches Leben stark eingeschränkt war.
    • Auswirkungen:
    ◦ In der Region um Großhartmannsdorf kam es zu einer ungewöhnlichen Zunahme von Gottesdienstbesuchen, Bibelkreisen und Taufen.
    ◦ Besonders Jugendliche und junge Erwachsene fanden zum Glauben – was in der DDR selten war.
    ◦ Die Bewegung breitete sich auf andere Orte in Sachsen aus, darunter auch Freiberg und Umgebung.
    • Kirchliche Reaktion: Die evangelische Kirche reagierte vorsichtig, teils skeptisch, aber auch unterstützend. Es entstanden neue Formen der Jugendarbeit und Hauskreise.
    • Staatliche Beobachtung: Die Stasi nahm die Bewegung zur Kenntnis und beobachtete sie unter dem Verdacht „konterrevolutionärer Aktivitäten“. Dennoch konnte sie das Wachstum nicht verhindern.
    Copilot bot mir auch an, Dokumente zu suchen (Stasi, Kirchenarchiev und Museum Großhartmannsdorf.
    So eine Erweckung brauche wir auch in der SELK. Wenn es doch auch in der SELK solche drei Beterinnen gäbe.

    1. Lieber Herr Borrmann, danke, dass Sie an das Beten erinnern. Wir brauchen das mehr denn je. Auch und gerade in und für unsere Kirche. Und vielleicht ist es auch jetzt an der Zeit um eine Erweckung zu beten. Aber warum in Gottes Namen sprechen Sie in dem Zusammenhang der Frauenordination von „Ruhm und Chefin sein wollen“? Warum davon, dass der „Ehrgeiz der Frauen“ der ehrenamtlichen Teamarbeit entgegensteht und dass man doch auch die „Ängste der Männer“ ernst nehmen muss?

  2. Ein sehr wichtiges Thema, wie ich finde.
    Mein ehemaliger Amtsbruder Pfarrer R. Tepper hat immer gesagt: „Wer den Herrn Christus im Herzen hat, der hat ihn auch in seiner Geldbörse.“ Da wir aber den Blick auf IHN in vielen Diskussionen und Themen verlieren, wundert es mich nicht, dass viele Geldbörsen aus Frust über den Kurs der SELK geschlossen bleiben. Meines Erachtens haben wir verlernt die Bedürfnisse der Menschen und Gemeinden Ernst zu nehmen.(siehe APK) Wir predigen oftmals denen, die bereits ihr letztes Hemd oder ihre letzte Kraft für unsere Kirche geben. Wir haben keinen Mut neue Menschen und Gäste in unserer Gemeinden einzuladen oder sie für unsere Gemeindekreise zu begeistern. Vieler Orts erlebe ich eine geistliche Erschöpfung (im übrigen auch bei den Pfarrern) und große Sorgen. Mut und Zuversicht sind Fehlanzeige. Wenn wir uns darüber Streiten, welchen Kurs wir einschlagen, wie können wir dann in stürmischen Zeit gemeinsam Segeln?

    Der Mangel an Geld ist nichts neues in unserer Kirche und er wird auch nicht mit der Einführung der Frauenordination gelöst, sondern damit dass wir Veränderungen schaffen, die in unserer heutigen Zeit angemessen sind und uns miteinander motivieren unseren Glauben in der Freiheit eines fröhlichen Christenmenschen vorzuleben. An Taten wird erkannt ein Mensch – ich würde behaupten auch eine Kirche!

    Im übrigen kennen wir das doch von uns selbst: Wir geben, wenn wir von etwas überzeugt sind, wenn und etwas berührt. Da würde ich doch die Frage in den Raum stellen: Sind wir von der SELK und ihren aktuellen Strukturen (Grüne Kirchenordnung – ich meine nicht die ev.-luth. Theologie) – noch überzeugt?

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