Die Beschlüsse des 15. Allgemeinen Pfarrkonvents der SELK am 26.06.2025 haben viele Kirchglieder der SELK erschüttert. Während die einen noch die Hoffnung darauf haben, dass ein Mindestmaß an Kompromissen und Verständigung in dieser tief zerrissenen Kirche möglich ist (siehe der Antrag von P.i.R. Johannes Dress und Hinrich Müller), sehen andere vor allem eines: Es deutet nichts darauf hin, dass die Frauenordination in absehbarer Zeit in der SELK Realität wird. Die zunehmende Hinwendung unserer Kirche zum christlichen Fundamentalismus, die in der Tatsache dokumentiert ist, dass knapp 20% der aktiven Pfarrer der SELK dagegen gestimmt haben, die bestehenden Dienste der Frau in der Kirche weiter zu fördern, lässt für viele, die für die Frauenordination sind, nur einen Schluss zu: Sie wollen die SELK verlassen. Gleichzeitig sind sie fest in ihren Gemeinden verwurzelt, von denen die große Mehrheit sich für die Frauenordination ausgesprochen hat. Das Dilemma: Nach den geltenden Ordnungen der SELK können zwar Kirchglieder die Kirche verlassen, nicht aber ganze Gemeinden. Wir legen deshalb einen Antrag an die Kirchensynode vor, die rechtlichen und organisatorischen Möglichkeiten dafür zu schaffen, dass auch ganze Gemeinden die SELK friedlich verlassen können. Dieser Ansatz entspricht Szenario 6 des „Atlas Frauenordination“.1 Wir bitten die Geschwister der SELK, diesen Antrag zu unterstützen, auch wenn für sie selbst der Schritt (vielleicht noch) nicht ansteht.

Ansprechpartner für den Antrag ist Noah Rothfuchs aus der Gemeinde Tarmstedt, seine E-Mail-Adresse lautet noah.redfox@gmx.de.
Unterstützer*innen drucken den Antrag bitte doppelseitig aus und unterschreiben auf der Rückseite. Anschließend die Zugehörigkeit zur Gemeinde bitte von der eigenen Pastoralreferentin oder dem eigenen Pfarrer bestätigen lassen. Den unterschriebenen und bestätigten Antrag bitte einscannen und per E-Mail an Noah Rothfuchs senden (noah.redfox@gmx.de), bitte die Papierversion ebenfalls in einen Umschlag stecken und Noah Rothfuchs zusenden (Geiststraße 9, 37073 Göttingen). Deadline für die Zusendung ist (wegen der Antragsfrist für die Kirchensynode) bereits kommender Montagabend, 14.07. um 22 Uhr.
(ms)
08.07.2025
1 S. 24 des „Atlas Frauenordination“: „Die SELK trennt sich ‚friedlich‘ in zwei Kirchenkörper, idealerweise mit Aufrechterhaltung der Allgemeinen Kirchenkasse. Die beiden neuen Kirchen suchen ggf. nach der Einheit mit anderen lutherischen (Frei-) Kirchen (z.B. der ELKiB).“
Es ist traurig, dass so ein Antrag nötig zu werden scheint. Es war die Absicht des Atlas Frauenordination und des vorletzten APK sowie der Kirchensynodaltagung in Gotha, einander zuzuhören, zu verstehen und sich gegenseitig zu respektieren.
Die Befürwortenden der Ordination von Männern UND Frauen tun dies, indem über ein Szenarium 4 Pfarrern und Gemeinden Gewissensschutz UND Verbleib in der SELK zugesichert werden würden.
Nur umgekehrt geschieht das nicht von denen, die nur die Möglichkeit der Männerordination für richtig halten: Frauen, die sich berufen wissen zum Pfarramt, müssen gehen. Und Menschen wie ich müssen sich regelmäßig sagen lassen, sie mögen doch bitte austreten. DAS ist der Unterschied, und das macht unendlich traurig.
Lasst es uns ernst nehmen, dass ALLE auf dem Boden der Heiligen Schrift und des ev.-lutherischen Bekenntnisses stehen. DAS haben sich die Pfarrer im APK schon vor Jahren einander zugestanden, und dahinter dürfen wir nicht zurückgehen.
Der Duktus dieses Artikels und des Antrags erinnert mich an Lukas 15: Ein Mensch hatte zwei Söhne. Und der jüngere von ihnen sprach zu dem Vater: Gib mir, Vater, das Erbteil, das mir zusteht. Und er teilte Hab und Gut unter sie. Und nicht lange danach sammelte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land.
Hoffentlich geht das gut!
Seit der Gründung unserer SELK hat unsere Kirche immer mehr Dienste für Frauen für Gemeinden und Gesamtkirche eingerichtet, einige sogar als bezahlter Beruf möglich:
– Vorsteherin
– Synodalin
– Lektorin
– Kommunionhelferin
– Kirchenrätin
– Pastoralreferentin
– Diakonin
Das sehe ich einerseits als großen Kompromiss für diejenigen Frauen an, die sich gern mit ihren Gaben einbringen wollen, aber in der SELK nicht Pfarrerin sein dürfen. Andrerseits stellt dieser große Kompromiss gleichzeitig eine nicht geringe Belastung für diejenigen unserer Mitchristen dar, die aufgrund einer engeren Auslegung des Lehrverbots für Frauen einige der oben genannten Dienste eher ablehnen würden.
Dass ein Teil der Pfarrerschaft auf dem APK dagegen gestimmt hat, die in der SELK bereits bestehenden Ämter und Dienste für Frauen weiter zu fördern zeigt doch, dass hier für einige bereits eine Grenze erreicht, wenn nicht sogar überschritten ist. Noch mehr zu fordern hieße den Bogen zu überspannen, möglicherweise bis zu Bruch.
Hier gäbe es eine schöne Chance für die Befürworterinnen und Befürworter der Frauenordination, auch einmal IHRE Kompromissbereitschaft zu zeigen, wenn sie denn schon kein biblisches Verbot des Frauenpfarramtes für sich erkennen können. In Demut zurückstecken können ist schwer und heutzutage nicht mehr modern – es ist auch sicher kein Zufall, dass es in der evangelischen Kirche kaum noch Ordensschwestern und Diakonissen, dafür mittlerweile aber mehr Pfarrerinnen als Pfarrer gibt. So ein stiller Verzicht auf das weitere Vorantreiben der Frauenordination in unserer Kirche könnte den Boden für etwas wirklich gutes Neues bereiten. Das wäre also im Endeffekt keine Niederlage, sondern ein Gewinn für unsere ganze Kirche – egal was andere Kirchen dazu meinen.
Liebe Frau Krieser,
Seit Gündung der SELK haben die Befürworter der Frauenordination die geltende Praxis in Geduld und Demut zum Erhalt der Einheit der Kirche mitgetragen, obwohl es ihrem Gewissen und dem Zeugnis der Heiligen Schrift widerspricht. Wie wäre es nun, wenn zur Abwechslung einmal die Gegner der Frauenordination in Demut ihr Gewissen prüfen und ihren Mitchristen Geduld entgegenbringen? Stattdessen wird jeder Kompromiss abgelehnt und weiterhin ohne eine bindende Lehrentscheidung über die Bekenntnisrelevanz dieser Frage eine lebbare Praxis beider Meinungen abgelehnt. Und nicht nur das: 20% der Pfarrer haben eine Förderung der von Ihnen, Frau Krieser, genannten Dienste abgeleht. In der Praxis wirkt sich das dann folgendermaßen aus (alles belegbare Fälle mir bekannter Personen): Kirchenvorsteherinnen wird nahegelegt, dass Sie aus biblischen Gründen ihren Dienst nicht weiter führen sollten, Pastoralreferentinnen wird von ihren Kollegen in der Pfarrerschaft nicht mehr die Hand gegeben und der Gruß verweigert, Frauen wird die Bibellesung in Gottesdiensten verwehrt, Lektorinnen werden vom Pfarrer nicht zum Dienst zugelassen, obwohl es den Ordnungen unserer Kirche entspricht. Sprechen Sie doch mit diesen Frauen und vor allem mit den Pfarrern, die dafür verantwortlich sind! Für diese Verletzungen der christlichen Nächstenliebe und die damit verbundene Missachtung von Schrift und Bekenntnis sowie den Ordnungen unserer Kirche haben wir keinerlei Verständnis und unsere Kompromissbereitschaft der letzten 50 Jahre ist erschöpft! Wir werden dazu nicht schweigen und können Gott nur um Vergebung für solche Verfehlungen bitten! Es ist ja überhaupt gar keine Frage, wer sich hier bewegen und Kompromissbereitschaft zeigen muss! Gelten etwa für Gegner der Frauenordination die Merkmale der christlichen Liebe in der Gemeinde der gläubigen und erlösten Christen nach 1. Kor. 13,7 nicht mehr in gleichem Maße: „Die Liebe erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles.“
Thomas Krüger, Münster
Sehr geehrter Herr Krüger,
für eine Gemeinde ist es sicher nicht angenehm, einen Pastor zu bekommen, der in manchen Dingen einen engeren Weg einschlägt als sein Vorgänger. Schnell machen sich unschöne Gefühle breit: Aufbegehren gegen die Autorität des Pastors, Protest gegen vermeintliche Ungerechtigkeit, gekränkte Eitelkeit, Neid, auch Scham, weil die eigene Gemeinde anscheinend nun nicht mehr so lebendig, bunt und vielfältig erscheint wie die Nachbargemeinde. Das alles ist kein guter Nährboden für Gemeindewachstum. Hier ein paar persönliche Gedanken dazu, mit denen ich Sie und andere dazu ermutigen möchte, die Dinge auch einmal aus einer anderen Perspektive zu betrachten:
1. Die Bibel kennt tatsächlich weder im NT noch im AT das Recht von Gemeindegliedern, ein bestimmtes Amt zu bekleiden. Im NT werden meines Wissens nachdrei Möglichkeiten aufgezeigt, wie ein Gemeindeglied zu einem Amt kommen kann:
a) Erwählung durch die Gemeindeleitung plus Handauflegung
b) Vorschlag durch die Gemeinde, dann Handauflegung durch die Leitung
c) Losverfahren, danach Handauflegung
Auch die vielzitierte Galaterstelle widerspricht diesem Prozedere nicht, denn hier geht es allein darum, dass alle in der Gemeinde ohne Rücksicht auf Geschlecht und ethnische oder soziale Herkunft den gleichen Anteil an der Erlösung in Christus haben. Das gleiche Recht auf alle Ämter in der Gemeinde lässt sich daraus jedoch nicht herleiten. Nebenbei bemerkt: Es wird auch nicht jeder Mann Kirchenvorsteher, der das gerne möchte …
2. Gefühle sind ein überaus starker Motor zum Handeln, sie seien positiv oder negativ. In dem angekündigten Workshop mit Frau Bettina Otto wird dies sicherlich auch beleuchtet werden. Für eine Gemeinde ist die Gefahr groß, dass negative Gefühle in den Vordergrund treten, wo eigentlich Gottes Wort stehen sollte. Dabei sollen nach Gottes Wort nicht heimlicher oder offener Zorn, Neid, Lieblosigkeit, Ungeduld etc. die Gemeinde regieren, sondern Liebe, Friede, Eintracht, Geduld und ganz besonders die Freude als Früchte des Heiligen Geistes!
Was folgt daraus? Ich persönlich meine, dass eine Gemeinde auch den engeren Weg eines Pastors fröhlich mitgehen soll und das kraft des Heiligen Geistes auch kann, sofern dieser Weg im Einklang mit Gottes Wort steht. Das ist schon eine ordentliche Herausforderung für uns, die wir in unserer Gesellschaft weitgehend Geschlechtergerechtigkeit und demokratische Mitsprache in allen Dingen gewöhnt sind. Aber umgekehrt erleben wir es ja aktuell, wie demokratische Freiheit und Vielfalt ohne die Rückbindung an Gottes gute Ordnungen unsere Gesellschaft immer mehr ins Chaos stürzt. So soll es in unseren Gemeinden nicht sein!
Liebe im christlichen Sinne ist die Unterordnung unter Jesus Christus als dem menschgewordenen Wort Gottes und damit auch die Unterordnung unter seine Diener im gemeindeleitenden Amt, sofern sie dieses Wort Gottes lehren. Es ist gut, wenn eine Gemeinde gemeinsam mit ihrer Leitung unter Gebet und Fasten prüft, ob sie sich noch auf diesem Kurs befindet.
Wenn Frauen in einer Gemeinde nicht (mehr) Kirchenvorsteherin oder Lektorin sein dürfen, brauchen sie doch deshalb nicht zu verzagen, sich also die Freude nehmen zu lassen! Wie viele andere wichtige Dienste gibt es doch in der Gemeinde – z.B. Einsame regelmäßig zu besuchen ist eine wirklich verantwortungsvolle, zeit- und kräftezehrende Aufgabe! Und ist es nicht viel besser, Zeit und Kraft sinnvoll einzusetzen als wie eine Fliege ständig durch ein geschlossenes Fenster fliegen zu wollen?
Viele Grüße aus Berlin
Angelika Krieser
Vor 40 Jahren gab es eine Trennung. Die von der sächischen Freikirchen und der Alt-Lutherischen Kirche. Gemeinden sind gewechselt. Das war belastend. Auch in die Familien hinein. Mir wurde Berichtet, dass es bei Familientreffen ein Verbot gab, über Kirche und Glauben zu sprechen. Bei dieser Frage können Ehen in Gefahr geraten. Ob es in einer Gemeinde Einmütigkeit zu dieser Frage gibt, bezweifle ich. Wohin soll denn eine Gemeinde gehen. Auch die anderen Kirche haben Problemfelder. Und kleine und schwache Gemeinde müssen sich ums Überleben mühen.
Was mich verwundert, ist die Eile, mit welcher die Synode den Weg zum Ausscheiden ganzer Gemeinden aus der SELK bahnen soll. (Ob sie das rechtlich überhaupt kann, ist eine andere Frage.) Der Grund, dass viele Gemeindeglieder aus Unzufriedenheit, Enttäuschung und Ungeduld entsprechende Anträge unterzeichnet haben, ist meines Dafürhaltens nach kein guter „Motor“.
Mir scheint, dass der Großteil dieser Gemeindeglieder bisher nicht umfassend (!) gelehrt worden ist, wieso die Geistlichen unsere Kirche im Jahr 1972 mit überwältigender Mehrheit die Frauenordination als biblisch nicht herleitbar verworfen haben. Die Aufzählung entsprechender Schriftstellen im „Atlas Frauenordination“ ist in meinen Augen ungenügend, da hier einzelne Verse aus dem Kontext gerissen wurden und es darüber hinaus auch sicherlich noch mehr relevante Bibelstellen gibt. So dürften viele Gemeindeglieder eher auf der Basis von Emotionen als von echter Bibelkenntnis die Anträge zum „friedlichen Ausscheiden“ unterzeichnet haben.
Wie sollen wir auf der Synode damit umgehen? Wir sollten bedenken, dass eines der „Erfolgsgeheimnisse“ der Urchristenheit war, beständig in der Apostel Lehre zu bleiben (Apg. 2,42). Die Kirchengeschichte lehrt uns, dass gravierende Abweichungen von dieser Lehre nicht zum Segen für die Christenheit geführt haben (obwohl – tröstlicherweise! – Gott ja auch immer wieder auf krummen Linien gerade schreiben kann!) Bevor wir über Trennung befinden, sollten wir alle diese gute Lehre im Hinblick auf GO § 7,2 klar benennen können und diese unter Gebet in unseren Herzen bewegen. Für gute Lehre, die intensive und ehrliche theologische Arbeit voraussetzt, ist. es m.E. nach noch nicht zu spät. So viel Geduld sollten wir aufbringen können!
Liebe Brüder und Geschwister
Ich möchte mich vorstellen. Mein Name ist Rolf Michael. Ich wurde in der SELK getauft. Mein Vater, mein Onkel und mein Großvater waren alle Pfarrer in der SELK. Ich gehöre der Evangelisch-Lutherischen Freikirche in Dänemark an. Ich habe die Debatte über Pfarrerinnen mit Interesse verfolgt. Ich habe den Atlas über Frauenordination gelesen. Es ist aller Ehren wert, dass ein Pro- und Kontra-Dokument veröffentlicht worden ist, auch wenn die theologische Daaarstellung darin begrenzt bleibt, damit alle Mitglieder davon Kenntnis nehmen können. Ich selbst habe mich für das Thema interessiert und bin, insbesondere nach Craig Keeners und Gary Hoacs Auslegungen , zu dem Schluss gekommen, dass Frauen zu Pastoren ordiniert werden können. Ich stimme zu, dass im 1. Korintherbrief 14 nicht von Pastoren die Rede ist. Die Frage konzentriert sich auf 1. Timotheus 2. Ich wurde von meinem Sohn angewiesen Mike Winger zu hören. Er hat das Thema ein Jahr lang studiert. Er geht die Argumente dafür und dagegen gründlich durch. Es dauert ein paar Stunden, seine Betrachtung aller theologischen Fragen zu diesem Thema anzuhören. Ich kann diese Betrachtungen nur empfehlen. Dadurch habe ich meiner Meinung geändert, dass Frauen keine Pastoren werden können. In einem anderen Video geht er darauf ein, welche Aufgaben Frauen in der Kirche übernehmen können.
Auch Theologen können hier etwas lernen.
Mit brüderlichen Grüßen
Rolf Michael