Die stimmberechtigten Pfarrer des APK wurde aufgefordert, ein kurzes Statement zur Frage: „Wie beurteilen Sie Weg und Zustand der SELK 2025 mit Blick auf die Beratungsgegenstände dieses Konventes und das Gesprächsthema ‘Was uns eint’?” abzugeben.
Leider können nur Pfarrer, die auch auf dem APK anwesend sein können, ihre Statements vortragen. Pfarrer i.E. Uwe Nold aus Konstanz ist dies nicht möglich, sein Statement wird also dort nicht vorgetragen. Daher hat er darum gebeten, seinen Text bei „Mitten aus der SELK“ zu veröffentlichen:
In Artikel 1 unserer Grundordnung sind die Kriterien aufgeführt, die in der SELK gelten und die Einheit in Glauben und Leben begründen. Mit Sorge sehe ich, dass diese Einheit durch unterschiedliche Sichtweisen bedroht ist. Die Hauptursache hierfür sehe ich in der divergierenden Beurteilung der zeitlichen Gebundenheit von Schrift und Bekenntnis. Sind sie Dokumente außerhalb von Zeit und Raum, deren Auslegung immer gleich ist und vor dem jeweiligen Zeitgeist bewahrt werden muss, oder unterlagen sie selbst der Beeinflussung ihres jeweiligen Zeitgeistes, der von uns in unserer Beurteilung berücksichtigt werden muss.
Meines Erachtens ist die Heilige Schrift kein Dokument außerhalb von Zeit und Raum. Denn ihre von Gott inspirierten Schriften wurden jeweils an bestimmten Orten zu bestimmten Zeiten von Menschen verfasst und atmen ihren jeweiligen Zeitgeist. Dies gilt auch für die lutherischen Bekenntnisschriften. Daher muss sich jede Generation diese Grundlagen neu erarbeiten, da sie durch ihr räumliches und zeitliches Umfeld zwangsläufig eine neue Perspektive auf Schrift und Bekenntnis einnimmt. Schon die ersten Gemeinden werden von Paulus ermahnt, sich so zu verhalten, dass sie in ihrer heidnischen Umwelt keinen Anstoß erregen, „damit nicht das Wort Gottes verlästert werde.“ (Titus 2,5) Sie sollen alles prüfen und das Gute behalten. (1. Thess 5,21)
Was gut ist, sieht jede Zeit anders, und ich glaube, hier gibt es, was die Achtung und Würde des Menschen betrifft, durchaus Fortschritte: Abschaffung der Sklaverei und Rassentrennung, Stellung von Frau und Kinder in der Gesellschaft, Anerkennung und Gleichbehandlung geschlechtlicher Orientierungen etc. Aus diesem Grund ist es meines Erachtens der SELK sogar geboten, Frauen zu ordinieren, um in einer liberalen Demokratie keinen Anstoß zu erregen, „damit nicht das Wort Gottes verlästert werde.“ (s.o.)
Möge der Heilige Geist uns zur Einheit führen, die wir heute noch nicht sehen können. Letztlich eint uns das Vertrauen, dass alles in Gottes Hand liegt.
Uwe Nold,
Pastor im Ehrenamt
Ev.-Luth. Markus-Gemeinde Konstanz
(ms)
16.06.2025

Ja, der geschichtliche Kontext spielt eine wichtige Rolle bei der Auslegung der Heiligen Schrift. Allerdings muss hier differenziert werden: Einige Weisungen der Bibel sind offenkundig an bestimmte Zeiten oder auch Personengruppen gebunden, wie z. B. Gottes Aufforderung an Abraham: „Geh aus deinem Vaterland.“ Andere Weisungen gelten offenkundig für alle Menschen aller Zeiten, wie zum Beispiel das Gebot: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Im Zusammenhang mit der für das Thema Frauenordination bedeutsamen Weisung: „Einer Frau gestatte ich nicht, dass sie lehre“ argumentiert der Apostel Paulus ausdrücklich von der Schöpfung und den ersten Menschen her, was den Schluss nahelegt, dass es sich hier um eine uneingeschränkte und zeitlos an Gottes Schöpfungsordnung gebundene Weisung handelt.
Herzlichen Dank, Herr Pfarrer Nold, für Ihr Statement. Ich habe es als sehr wohltuend empfunden – jeder Text und so auch die Bibel, von Gott und vom Heiligen Geist inspiriert, aber von Menschen in ihrer Zeit geschrieben, muss in sein geschichtliches und soziales Umfeld eingeordnet werden, und von uns für unsere Zeit neu erschlossen werden. Natürlich nicht willkürlich, sondern gewissenhaft und nach ernsthafter Analyse – gemäß der Jahreslosung, die Sie hier richtigerweise anführen.
Anknüpfend an Ihren Punkt, dass das Verbot der Frauenordination in der SELK im Widerspruch zur liberalen Demokratie stünde: ich kenne sogar die Meinung eines Juristen, der es in Deutschland sogar für möglicherweise verfassungswidrig (Grundgesetz Artikel 3) hält, da es – auch in der SELK – nicht eindeutig theologisch begründbar ist und damit keine Kirchenordnung rechtfertigt, die die Ordination von Frauen nicht zulässt.
Lieber Herr Pfarrer Krieser, Sie halten die Worte von Paulus, dass er nicht gestatte, dass Frauen lehren, für eine uneingeschränkte göttliche Weisung. Halten Sie dann auch die Weisung des Paulus für eine göttliche Weisung, dass die Frau im Gottesdienst ihr Haupt bedecke (1. Kor 11)? Übrigens im selben Kapitel lässt Paulus prophetische Rede der Frau zu. Und wenn wir Pastoralreferentinnen haben, und Kindergottesdienstleitende, steht das dann Ihrer Meinung nach auch im Widerspruch zum angeführten Lehrverbot für Frauen? Offensichtlich ist es heute kirchliche Praxis – auch in der SELK – einige Bibelstellen durchaus im Sinne des heutigen Zeitgeistes auszulegen, was ich, wie Pfarrer Nold, für angemessen halte. Warum dann das selektive Festhalten am Lehr- und Ordinationsverbot für Frauen….. Können Sie eine einzige Stelle anführen, an der Jesus Christus selbst einer Frau verböte, zu lehren?
Das Schöne an all diesen Statements der Pastoren, Gemeinden und individuellen Gemeindegliedern ist, dass sie das Ziehen der Grenzen im Falle einer Spaltung erheblich vereinfachen.
Ich finde das allen Ernstes sehr traurig, dass Ihnen das Grenzen ziehen und eine mögliche Spaltung so leicht fällt, aber ich nehme wahr, dass das vielen anderen nicht leicht fällt und dass die meisten mit sich ringen, um die zu verhindern. Vielleicht würde uns dieses Ringen um Einigkeit allen gut tun, um unsere Kirchengemeinschaft nicht zu verlieren
Lieber Tobias Röhrs,
Ich antworte mit Titus 3:
9 Von törichten Fragen aber, von Geschlechtsregistern, von Zank und Streit über das Gesetz halte dich fern; denn sie sind unnütz und nichtig. 10 Einen Menschen, der die Gemeinde spalten will, weise ab, wenn er einmal und noch einmal ermahnt ist, 11 und wisse, dass ein solcher ganz verkehrt ist und sündigt und sich selbst damit das Urteil spricht.
Sei also das erste Mal ermahnt!
Wenn man Titus 2,5 zitiert dann aber bitte den ganzen Vers mit Kontext. Ich würde mich freuen mal ein wirklich schlüssiges biblisches Argument pro FO zu lesen. Das hier ist sicher keins sondern nahe an der Schriftverdrehung.
Einigkeit ist schön und wichtig. Sie setzt aber Einigkeit im Schriftverständnis wenigstens bei den zentralen Punkten und der zu verwendeten Hermeneutik voraus. Deswegen steht in der Bibel auch, dass wir einmütig sein sollen. Von Einigkeit bei fehlender Einmut steht da nichts. Einmut auf Grundlage der Schrift ist es, um die wir ringen sollten.
Eine Kirchentrennung würde unendlich schmerzen, ich hoffe auch, dass der APK so entscheidet, und nach der Entscheidung alle so mit sich ringen, dass es dazu nicht kommt. Aber eine Bekenntniskirche den Weg einschlagen zu sehen, den vor ein paar Jahrzehnten die Landeskirchen gegangen sind und der dort den Mitgliederschwund eher noch beschleunigt und viele bibeltreue Christen kirchlich heimatlos gemacht hat, das schmerzt auch, und eine Entscheidung des APK, die das in Kauf nimmt nur um Trennung zu vermeiden, die wünsche ich nicht.
Als Jurist kann ich sagen, mit dem zitierten Kollegen, dass die Grundordnung der SELK verfassungswidrig wäre, wenn sie nicht aus der Bibel begründbar wäre. Sie lässt sich aber zumindest bei Wahl des in der Selk vom APK beschlossenen Hermeneutikpapiers schlüssig und basierend auf mehr als nur der einen Stelle bei Paulus begründen (ich empfehle die Ausführungen von Prof. Wenz zu dem Thema) und genau deswegen lässt die weltliche Justiz nicht nur uns sondern auch die r.k. Kirche und die orthodoxen Kirchen und diverse Freikirchen hier gewähren (Religionsfreiheit ist vom GG geschützt, und freie Berufswahl der Frau ist schon dadurch geschützt, dass sie in vielen anderen, auch lutherischen, Kirchen den Pfarrberuf ergreifen kann, auch wenn sie in Oberursel studiert hat.)
Ich möchte auch auf nochwas hinweisen: Dass eine Frau grundsätzlich jeden Beruf ergreifen kann, ist in Deutschland sicher Konsens. Dass eine Frau in der Ehe die Hosen an hat und der Mann unterm Pantoffel steht, das kennt man zwar auch, aber lang nicht jeder findet das gut. Und die Gemeinde ist meine zweite Familie, und der Pfarrer ihr geistlicher Leiter und Hirte, vor dem ich im Zweifel auch entsprechenden Respekt habe und mich füge. Will sagen, Pfarrer zu sein ist eben mehr als nur irgendein Beruf. Es ist ein (schwerer) Dienst an der Gemeinde in Jesu Auftrag, der weit darübersteht. Deswegen passt Titus 2,5 selbst in der übertragenen bzw. historisch-kritischen Lesart (keinen Anstoß erregen, was immer der Zeitgeist gerade als anstößig sieht) nicht. Dass ein Mann das Familienoberhaupt ist, ist zwar heute nicht mehr universell so, aber soweit, dass das Anstoß erregt, wenn Familien das so regeln, und die Männer hierbei das „Ihr Männer, liebet eure Frauen“ beachten, so weit sind wir nun auch noch nicht.
Lieber Herr Ernst,
ich kann jede Ihrer Ausführungen nur aus vollem Herzen unterstreichen. Es gibt in der Bibel nicht den geringsten Anhaltspunkt, dass das Wort des auferstandenen Herrn aus der Feder des Paulus, nachdem eine Frau nicht gemeindeleitend lehren soll, eine zeitgebundene Anweisung ist und damit heute als obsolet betrachtet werden kann. Im Gegenteil – mit Hinweis auf die allgemein gültige Schöpfungsordnung wird diese Anweisung noch untermauert.
Frauen haben in der Gemeinde andere Aufgaben: Werke der Nächstenliebe tun, aber auch evangelistisch tätig sein im Sinne von Zeugnis ablegen; Glaubensweisheit an die jüngere Generation weitergeben, gastfreundlich sein – aber vor allem, soweit ihnen das von Gott geschenkt ist: Mütter sein! Es ist kein Zufall, dass auch vor der SELK der demografische Wandel nicht Halt gemacht hat – sonst hätten wir nicht mit aussterbenden Gemeinden und Pfarrermangel zu kämpfen. Die Kirche braucht Priester und Mütter, um in dieser Welt weiterzuleben – diesen klugen Satz habe ich irgendwo einmal gelesen, und er ist so wahr!
Wir sind das Salz der Erde, wir sind das Licht der Welt. Wenn wir alle Meinungen der Welt übernehmen – was unterscheidet uns dann noch von dieser? Die Welt muss sich an den Christen reiben und kann nicht ständig mit ihnen konform gehen. Und zur Einmütigkeit: Nein, mit einer falschen Einheit ist niemand gedient. Wahre christliche Geschwisterliebe ist es eben nicht, für die Freiheit zu plädieren, dass ein großer Teil der SELKies gegen eine so klare Anweisung Gottes verstoßen darf.
Man lese z.B. auch, was in den Sendschreiben der Offenbarung über diejenigen Gemeinden zu lesen ist, welche Irrlehren in ihren Reihen dulden …
Vielen Dank Pfr.Nold für ihr Statement – es fasst in Worte was wir mal in einem Bibelkreis erarbeitet haben.
Ich danke auch denen die diese Gruppe und Kanal erstellt haben und damit konkretisieren was viele sich von Herzen wünschen – Einheit in der SELK zu bewahren,
gegenseitiges Verständnis und Annahme zu fördern
und die Freiheit zu der uns Christus befreit hat zu leben.
Wie schmerzlich ist es dass für Einige Spaltung/Trennung als einzige Option besteht.
Wie traurig dass kein Miteinander/Nebeneinander möglich scheint.
Wie werden dann Jesu Worte ‚ausgelegt‘ ?
„An der Liebe untereinander soll jedermann erkennen dass ihr meine Jünger seid❣️“
Sehr geehrter Pfr. Krieser,
ich bin Ihnen dankbar, wie theologisch gegründet Sie das Wort Gottes hier in der Frage FO auslegen. Auch, wenn ich als Gemeindeglied Vieles nicht selber sofort einordnen kann, hilft es mir sehr, die Bibel von AT bis NT als Gottes zeitloses Wort zu verstehen und nicht als Schatztruhe, wo ich das mir logisch Erscheinendes heraussuchen kann.
Genauso bin ich dankbar, dass unsere Pfarrer beim APK, so wie es auf der SELK Homepage zu lesen ist, nach offenem und respektvollem Austausch eine klare mehrheitliche Abstimmung gefunden haben, gewiß nach geistlichem und seelsorglichem Ringen, die unsere Kirche nicht spaltet.
Dafür können sicher viele Gemeindeglieder dankbar sein und ich hoffe, das durch Gebet und Verständnis dies von einer großen Mehrheit getragen werden kann.
Wir beten doch: „Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden“. Wenn wir Erden durch Kirche ersetzen? Aber wie können wir Gottes Willen erkennen. Am besten doch mit den Worten des kleinen Samuel: „Herr rede, dein Knecht hört“. Wie schwer ist es, den Glauben an Jesus zu wecken und weiter zu geben. Das ist doch unser Auftrag. Gemeinsam für Männer und Frauen. Ich bin in der Ökumene unterwegs. Da habe ich unsere Selk schätzen gelernt. Bei Scheidung tauscht man die einen Probleme durch andere Probleme. Unser starker Gott hilft uns doch, dass sein Reich gebaut wird.