Zum Inhalt springen

„Gemeinsamer Weg bei unterschiedlichen Meinungen“ – Offener Brief der Apostelgemeinde Arpke an die Kirchenleitung der SELK

Die Apostelgemeinde Arpke der SELK hat in einer Gemeindeversammlung am 10.11.2024 über eine Mitteilung der Kirchenleitung in den SELK_news vom 04.09.2024 beraten und hierzu einen Offenen Brief an die Kirchenleitung verfasst. Wir teilen diesen Offenen Brief auf Wunsch der Apostelgemeinde (hier die Original-PDF-Datei). (MS)


Offener Brief der Apostelgemeinde Arpke an die Kirchenleitung der SELK

Sehr geehrte Damen und Herren der Kirchenleitung,

in der Gemeindeversammlung am 10.11.24 wurde ein Beitrag der Kirchenleitung in den SELK-News vom 04.09.2024 thematisiert.

In dem Beitrag „Polarisierung vermeiden – Aufruf zur Fürbitte“ wendet sich die Kirchenleitung mit der Feststellung an die Gemeinden, dass der APK 2025 zur Frage der Frauenordination beraten und entscheiden solle, um das Ergebnis ggf. der Kirchensynode zur Bestätigung vorzulegen.

Diese Formulierung versteht unsere Gemeinde so, dass die Synode nur eine Entscheidung des APK bestätigen, also salopp formuliert ‚abnicken‘ soll. Wir wünschen uns dagegen in der Synode einen ergebnisoffenen Diskurs in dieser Frage, da in die Synode ja auch Anträge eingebracht werden können, die nicht dem Votum der APK entsprechen.

Der Absatz 3 des Beitrages löste darüber hinaus große Empörung in der Gemeindeversammlung aus. Hier werden Pfarrer und Gemeinden gebeten, auf Maßnahmen zum Thema Frauenordination, z.B. Stellungnahmen und Meinungsumfragen, zu verzichten, um eine Polarisierung in der SELK zu vermeiden. Die Gemeinde Arpke hat in den vergangenen Jahren diesen offenen Diskurs und vor allem die Szenarien im Atlas Frauenordination sowie die Aufklärungsarbeit in den Gemeinden und sozialen Medien als positive, demokratisch orientierte, zeitgemäße Entwicklung innerhalb der SELK wahrgenommen. Somit fassen wir den Aufruf der Kirchenleitung als eine Art „Maulkorb“ auf.

Nach unserer Auffassung ist gerade jetzt ein konstruktiver, kreativer Austausch nötiger denn je, denn niemand hat das Anliegen einer Spaltung und es gibt mutmachende Beispiele, einen „Way forward Framework“ (Lutheran Church of Australia) zu finden.

Wir in Arpke haben bereits mehrfach die schmerzliche Erfahrung gemacht, dass uns Gemeindeglieder verlassen haben, weil es unter anderem in der Frage der Frauenordination keinen Fortschritt gibt. Die SELK wird von vielen in der Gemeinde als ‚aus der Zeit gefallen‘ empfunden und nach unserer Einschätzung findet auch bei Beibehaltung des Status Quo eine Trennung der Kirche auf leisem Wege statt, weil weiterhin Menschen aus unserer Kirche austreten.

Aus diesen Gründen wird die Apostelgemeinde auch weiterhin Stellung beziehen (s.o.) und im Austausch mit anderen Menschen in der SELK bleiben. Bitte setzen Sie sich auch als Kirchenleitung für den Erhalt und die Einheit der Kirche ein, indem Sie einen offenen Diskurs, eine faire Entscheidungsfindung und das Streben nach einem gemeinsamen Weg bei unterschiedlichen Meinungen fördern.

Ihre Apostelgemeinde Arpke

6 Gedanken zu „„Gemeinsamer Weg bei unterschiedlichen Meinungen“ – Offener Brief der Apostelgemeinde Arpke an die Kirchenleitung der SELK“

  1. Liebe Schwestern und Brüder der Gemeinde Arpke,

    ich stimme eurem offenen Brief in allen Punkten zu. Die SELK braucht eine offene Gesprächskultur, wie sie unser protestantisches Erbe ist.

    Ich wünsche euch eine gesegnete Adventszeit („Wie soll ich dich empfangen..“) und Gottes Segen auf all euren Wegen.

    Thomas Hartung
    Frankfurt Trinitatisgemeinde

  2. Nun, das mit dem mutmachenden Beispiel des Way Forward hat sich ja wohl mittlerweile endgültig erledigt. Schließlich hat genau das zu einer Kirchenspaltung in Australien geführt, in die LCA und die LMA. Damit haben sich auch die angedachten Szenarien im Atlas wohl alle als nicht tragfähig erwiesen. Das muss man der Ehrlichkeit und Vollständigkeit halber auch dazu sagen.

    1. Sehr geehrte*r „Kritische Stimme“,

      vielen Dank für Ihren Kommentar. Sie haben absolut Recht mit der Feststellung, dass die Abspaltung der Lutheran Mission Australia von der Lutheran Church of Australia and New Zealand eine ausgesprochen traurige Entwicklung ist. Der größte Teil der LCANZ ist ausgesprochen froh und erleichtert darüber, dass die Kirche die Ordination von Frauen ermöglicht und gleichzeitig Gemeinden die Möglichkeit gegeben hat, auch weiterhin nur Männer zu berufen. Wir werden weiterhin über Australien berichten.

      Herzliche Grüße
      Michael Sommer

      P.S.: Wir bemühen uns um eine klare und offene Kommunikation. In diesem Sinne laden wir auch Kommentator*innen auf unserer Seite dazu ein, ihre Texte namentlich zu kennzeichnen.

  3. Ich würde hier verharmlosend nicht von Abspaltung reden, sondern von Spaltung, eine Spaltung, die willentlich und wissentlich in Kauf genommen wurde. Insofern scheinen mir die Szenarien von vornherein nicht mehr als Augenwischerei gewesen zu sein, mit denen den Australiern vorgetäuscht wurde, dass es die Möglichkeit einer einheitlichen Kirche mit der Frauenordination gäbe, wohlwissend, dass dem nicht der Fall ist. Eine einheitliche Kirche wurde auch nie gewollt, was allein schon daran deutlich wurde, dass Studenten, die die Frauenordination ablehnten, kaum noch Chancen hatten, zum Pfarramt zugelassen zu werden.

    1. Sehr geehrte*r Kommentator*in,

      danke für Ihren weiteren Kommentar. Ich lese darin Begriffe wie „Augenwischerei“, „vorgetäuscht“, nehme Vorwürfe und die Ablehnung der Frauenordination wahr. Bitte halten wir fest, dass die allermeisten Christ*innen der LCANZ sehr gut mit der neuen Regelung leben können, die sowohl die Möglichkeit der Frauenordination als auch die Möglichkeit für Gemeinden beinhaltet, keine Frau zu berufen. Dies IST de facto eine einheitliche Lösung für die ganze Kirche.

      Da Sie bereits mehrere Kommentare auf „Mitten aus der SELK“ verfasst haben, wollen Sie offenbar gehört werden und der geschwisterliche Austausch in unserer Kirche ist Ihnen sicher wichtig. Schon um den Eindruck eines anonymen „Trolls“ zu vermeiden, lade ich Sie im Sinne einer wertschätzenden, offenen und ehrlichen Kommunikation erneut ein, sich vorzustellen. Wir freuen uns weiterhin über faires und konstruktives Feedback.

      Mit freundlichen Grüßen
      Michael Sommer

  4. Liebe Arpker Gemeinde,
    ich danke Euch herzlich für Euren offenen Brief, genau so habe ich es wahrgenommen!

    Damit der Druck nicht weiter steigt, wurde im Newsletter der SELK 11-2024 ein Maulkorb installiert. Dabei sollte ein informativer, offener, ehrlicher und liebevoller Dialog stattfinden.

    Es ist klar, dass die meisten Gemeinden eine Änderung der Ordnung wünschen und vielen die Geduld nach jahrzehntelangem geduldigen Warten zu Ende geht.
    Es sollte ein Kompromiss gefunden werden, der die Frauenordination befürwortet und der die Gehälter und Pensionen der Pastoren nicht gefährdet.
    Der Atlas hat Argumente und Wege aufgezeigt, wie es weitergehen kann. Lasst uns eine Lösung finden, die für die Mehrheit tragbar ist.
    Die LCANZ hat gezeigt, dass es gehen kann mit zwei Praktiken in einer Kirche: Gemeinden, die weiterhin nur Männer berufen wollen, und Gemeinden, denen das Geschlecht ihres Pfarrers egal ist.

    Ich bete für eine gerechte, zukunftsorientierte Lösung.

    Lieben Gruß

    Stephan Otten

Schreibe einen Kommentar zu Mitten_Admin Antwort abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert