Zu der Reportage „Radikale Christen in Deutschland: Kreuzzug von rechts“ von Julius Baumeister und Andreas Spinrath
Die jüngste Reportage aus der ARD-Reihe Monitor ist ein eindrücklicher und zugleich verstörender Beitrag zur aktuellen politischen und religiösen Lage – nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland. Sie verdient besondere Aufmerksamkeit, gerade aus christlicher Verantwortung heraus.
Die Recherche zeichnet nach, wie sich weltweit Netzwerke formieren, in denen christliche Sprache, religiöse Symbole und biblische Motive gezielt genutzt werden, um rechtspopulistische und demokratiefeindliche Politik zu legitimieren. Beginnend bei Protesten gegen Kulturveranstaltungen in Berlin, über exklusive Treffen finanzstarker Kreise im Umfeld des Vatikans, bis hin zu evangelikalen Machtstrategien im Umfeld von Donald Trump spannt Monitor einen weiten Bogen. Deutlich wird: Was sich fromm gibt, ist nicht automatisch christlich.
Besonders aufrüttelnd ist der Blick nach Deutschland. Die Reportage zeigt, wie Akteure der extremen Rechten gezielt konfessionelle Christen ansprechen, Abtreibungsdebatten emotional aufladen und christliche Begriffe wie „Schöpfungsordnung“, „Volk“ oder „Gottes Wille“ politisch umdeuten. Social-Media-Influencer spielen dabei eine zentrale Rolle, indem sie Glaubensfragen mit nationalistischer Ideologie verknüpfen und so vor allem junge Menschen erreichen.
Für Kirchen und Gemeinden stellt sich damit eine ernste Frage: Wie gehen wir damit um, wenn der Name Gottes benutzt wird, um Ausgrenzung, Angst und Machtstreben zu rechtfertigen? Die Monitor-Reportage kommt nicht mit einfachen Antworten, aber sie macht sichtbar, wie notwendig theologische Klarheit und geistliche Unterscheidung sind. Mehrfach kommen Theologinnen und Theologen zu Wort, die eindringlich davor warnen, das Evangelium mit politischen Heilsversprechen zu vermengen.
Dieser Beitrag ist eine sehenswerte Grundlage zur Auseinandersetzung mit einem Thema, das auch in der SELK zunehmend wichtig wird. Die Reportage lädt dazu ein, neu zu bedenken, wofür wir als Christ/innen stehen: Nicht für nationale Überhöhung oder kulturelle Abgrenzung, sondern für bedingungslose Liebe im Sinne des Evangeliums Jesu Christi.
(ms)
14.12.2025
Die Reportage kann in der ARD-Mediathek unter folgendem Link angeschaut werden: https://www.ardmediathek.de/video/Y3JpZDovL3dkci5kZS9CZWl0cmFnLXNvcGhvcmEtNmVmNDdhOTMtMDg4YS00NTBmLWJlYjctNGU2OGRkMzY2OTc5
Beitragsbild aus der ARD-Mediathek (Quelle hier abrufbar).
