In Sachen Frauenordination und Zukunft der Kirche ist gerade viel in Bewegung. In diesen Momenten von hoher Geschwindigkeit kann es sinnvoll sein, einen Schritt zurückzutreten und alles aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Deswegen möchte ich herzlich einladen, um gemeinsam und erst einmal wertfrei die aktuelle Situation und den Konflikt insgesamt zu analysieren.
Nach einer Einführung mit dem eigenen Blick auf den Konflikt werden wir die jetzige Situation mithilfe von Modellen aus der Konfliktforschung in Gruppen analysieren. Ganz automatisch bekommen wir dadurch neue Perspektiven auf den Konflikt. Darauf aufbauend werden für die Teilnehmenden neue Handlungsmöglichkeiten abseits von pro, kontra und tiefen Gräben entstehen.
Kontakt: Bettina Otto (bettina.otto@posteo.de), Anthropolog:in und Politikwissenschaftler:in mit Schwerpunkt Friedens- und Konfliktforschung
Max. 20 Teilnehmer, freier Unkostenbeitrag erbeten.
17.07.2025

Gut das dieses Zoom Gespräch zeitnah angeboten wird durch Bettina Otto. 31. Juli. Dafür und für das „freier Unkostenbeitrag“ ein besonderes Dankeschön an Bettina!
🍀 Wolf Warncke
Wertfrei? Ein Christ urteilt nie wertfrei, sondern immer im Sinne von Micha 6,8: „Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.“ Im übrigen bezweifle ich, dass Nicht-Christen wirklich wertfrei urteilen können. Allerdings sind ihnen die Werte, nach denen sie Sachverhalte beurteilen, oft nicht bewusst.
Lieber Matthias,
ein Thema „wertfrei“ zu betrachten, bedeutet nicht, dass ich selber keine Wertvorstellungen mitbringe. Es bedeutet aber, dass ich meine eigenen Werte zurücknehmen kann, um dem Anderen möglichst vorurteilsfrei zu begegnen.Das ist keinesfalls einfach, aber nur so kann ich mich auf eine Metaebene begeben und auch meine eigenen Werte kritisch hinterfragen. Dass ich aber auch mir selber gegenüber kritisch bin und mich und meine Werte nicht als absolut setze (Ich bin nicht Gott!), ist, gepaart mit christlicher Liebe, die Grundvoraussetzung für ein Verstehen des Gegenübers. Meine Werte, auch wenn ich sie aus der Bibel ableite, müssen nicht die des anderen werden, damit ich ihn und seine Ansichten anerkenne und ihn liebe.
In der ganzen FO Debatte wird uns Rechthabenwollen nicht weiterbringen. Was aber hilft, ist zuhören ohne zu verurteilen – und lieben. Wenn am Jüngsten Tage Christus sagt: „Die FO war falsch – dann bleibt uns nur die Bitte „Herr, erbarme dich und rechne mir meine Sünde nicht zu!“ Wenn Christus am Jüngsten Tage sagt: „§7 (2) der Grundordnung war falsch und gesetzlich!“ – dann bleibt uns genauso nur die Bitte: „Herr, erbarme dich und rechne mir meine Sünde niicht zu!“ Und keiner von uns weiß, was er sagen wird. So oder so stehen wir als Sünder vor Ihm – warum sollten wir, wenn wir alle gleich sind, nicht weiter versuchen, einen gemeinsamen Weg zu finden?
Mit herzlichen Grüßen, Ute Brückmann
Lieber Matthias,
danke für die Anmerkung. Dein Kommentar gibt mir die Möglichkeit, diesen Teil meiner Einladung präziser auszudrücken, denn natürlich sind wir nicht wertfrei.
Ich habe beim Formulieren der Einladung lange überlegt und mich für das etwas kontroverse Wort „wertfrei“ entschieden, um den Text prägnant zu halten.
Der Workshop wird sich nicht thematisch mit der Frauenordination und Bibelstellen befassen. Das könnte die Perspektive Konfliktforschung auch gar nicht leisten und diesen Anspruch hat sie auch nicht. Mir geht es im Workshop um den Prozess, den wir in diesem Konflikt schon hinter uns haben. Wir werden über Fragen nachdenken wie: Wer ist eigentlich daran beteiligt? Sind es nur diese „2 Gruppen“, pro – kontra? Welche Bedürfnisse haben Konfliktparteien? Was sind Ursachen und Folgen? Oder ist das, was wir für eine Folge halten eher eine Ursache?
Kurz: In dem Workshop wird es nicht um das „was“, sondern um das „wie“ gehen. Wie wollen wir in diesem Konflikt miteinander umgehen? Um die Analysetools anzuwenden, den Schritt für die Dauer des Workshops zurückzutreten, sich in andere Konfliktparteien hineinzuversetzen braucht es eine gesunde Selbstreflexion. Wie möchte ich mich in diesem Konflikt verhalten? Damit werde ich Sicherheit für alle Teilnehmenden herstellen, egal ob mit und ohne Meinung, pro oder kontra, Neuling oder schon ganz belesen.
Alle diese Gedanken und der Gedanke an eine nicht-akademische Zielgruppe sind in das Wort „wertfrei“ eingeflossen. Ich hoffe, das ich den Hintergrund gut darstellen konnte.
Nochmal an dieser Stelle: herzliche Einladung.
Herzliche Grüße
Bettina Otto
Liebe Ute, du sprichst mir aus dem Herzen! Danke für deinen Kommentar.
Liebe Ute!
Es gibt einen Unterschied zwischen unhinterfragbaren Grundwerten und davon abgeleiteten Werten. Darin stimmen wir wohl überein, denn du schreibst ja von „eigenen Werten“ (hinterfragbar), die ich von der „Bibel“ (unhinterfragbar) ableite. Die eigenen Wertvorstellungen sollten dabei in der Tat selbstkritisch hinterfragt werden im Sinne der aktuellen Jahreslosung: „Prüfet alles, und das Gute behaltet.“ Aber was das unhinterfragbar Gute ist, an dessen Maßstab ich alles prüfen soll, das offenbart uns die Heilige Schrift in der nötigen Klarheit: „Es ist dir gesagt Mensch, was gut ist…“ (Micha 6,8). Um der Liebe und des gegenseitigen Verstehens willen kann ich mich natürlich auch gänzlich zurücknehmen, die eigenen Grundwerte beiseite lassen und mich auf die Wertvorstellungen meines Gegenübers einlassen. Wenn ich das in der gegenwärtigen Debatte tue, dann nehme ich wahr: Die meisten Befürworter der FO gehen davon aus, dass die betreffenden Aussagen der Heiligen Schrift nicht ausreichend klar oder bindend sind, und setzen dafür einen in Voten artikulierten Mehrheitswillen sowie allgemein gewandelte Wertvorstellungen in der Gesellschaft als grundlegende Norm voraus. Das nehme ich einerseits wahr, kann es aber andererseits bei aller Liebe nicht gleichberechtigt neben meiner eigenen Meinung stehen lassen, denn Christus hat im Einklang mit der ganzen Heiligen Schrift eine klare Abstufung der Liebe postuliert: Gott mehr als alles andere lieben – den Nächsten lieben wie sich selbst. Die vorrangige Liebe zu Gott lässt mich dem Nächsten gegenüber nicht wertfrei bleiben, sondern setzt die Priorität bei den klaren Aussagen von Gottes Wort. Hier ist Unterordnung, „Demut“ gefordert, und daraus folgend ein Argumentieren nur von dieser einzig wahren Wertegrundlage aus. Ich will nicht grundsätzlich ausschließen, dass ich mit meiner Überzeugung hinsichtlich der FO falsch liege, aber dann möge man mir das auf der Grundlage dieser einen Wertegrundlage der Bibel nachweisen, die nicht nur für mich persönlich, sondern auch im kollektiven Selbstverständnis unserer Kirche unhinterfragbar und einzig maßgebend ist. An dieser Frage hängt m. E. das ganze Dilemma unserer gegenwärtigen Kontroverse.
Mich belastet das alles sehr. Es wird vermischt: ehrenamtliche Mitarbeit von Männern und Hauptamt. Ich höre, dass die Arbeit alle ist. Ist das so?
Aber in der Projektarbeit gibt es ja auch diese Konflikte. Für Entwickler ist ihr Produkt ihr Kind, das sie verteidigen.
Was hilft?
Gemeinsame Ziele überlegen. Was ärgert den anderen. Das wird meist nicht ausgesprochen. Wenn das verstanden wird, dann nach Kompromisslinien suchen. Wenn das nicht gemacht wird, werden viele hundert Mitarbeiter entlassen und Standorte geschlossen. Unser Betriebsleiter hat uns das erklärt an mehr als 10 Beispielen. Da hat sich X mit Y gezankt, deshalb wurden so viele entlassen. Meine Chefin hat es so erklärt: Wir müssen uns vertragen und ordentlich arbeiten. Der Kunde muss zufrieden sein, damit er kauft und unsere Arbeitsplätze erhalten bleiben.
Ich denke, dass ein Blick von draußen helfen kann. Auch wenn ich davor Angst habe.
Aber auch mal sehen, wie es in der Landeskirche mit den Pastorinnen so läuft. Bei den Gemeindewachstumskonzepten haben wir das auch so gemacht.
Unser Auftrag ist doch den Glauben und den Gottesdienstbesuch zu steigern und den Glauben an die nächste Generation weiter zu geben und neue Gemeindeglieder zu integrieren und ihren Glauben zu stärken. Danach wird uns Jesus einmal beurteilen.
Wir streiten uns, wer ist der Größte im Himmelreich. Und Jesus hat seinen Jüngern in Matthäus 18,1-4 geantwortet: Er stellte ein Kind in die Mitte und sagte: Wer sich selbst erniedrigt, der ist der Größte im Himmelreich. Oder Markus 9.35 oder Lukas 9,48.
Die Pastorin Astrid Eichler hat mit dem Buch „Gott hat gewonnen“ eine Autobiografie geschrieben über ihr Suchen, ob Gott will, dass sie Pastorin wird und wie es ihr ging als Pastorin. Ein Kapitel heißt: „und die Frau schweige in der Gemeinde“. Lesenswert.
Über Pastorinnen, die alle Männer aus ihren Gottesdiensten vertrieben haben, bin ich sehr traurig. Gott will Männer und Frauen im Gottesdienst sind und sie segnen, Gemeinschaft schenken und Glauben stärken.
Liebe Grüße: Reinhard Borrmann
Danke für den Workshop – es war sehr gut mal so über die Konflikte nachzudenken. Ich hoffe, es gibt ihn nochmal und kann die Teilnahme nur empfehlen.
Thomas Hartung