In einem offenen Brief wendet sich Thomas Hartung (Trinitatisgemeinde Frankfurt), Synodaler der 15. Kirchensynode der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK), mit einem Appell an die Kirchenleitung. Anlass ist der Verlauf des Allgemeinen Pfarrkonvents (APK) 2025, der sich mit dem umstrittenen Thema der Frauenordination befasste. Hartung moniert, dass trotz der Betonung der kirchlichen Einheit die bestehenden innerkirchlichen Spannungen und die Vielfalt der Lehrmeinungen nicht ausreichend berücksichtigt wurden. Besonders kritisiert er die mangelnde Einbindung der von der Kirchensynode erbetenen Gemeindevoten und die vorschnelle Ablehnung weiterer Diskussionen auf Basis der Szenarien der Synodalkommission. In einem Begleitschreiben formuliert Hartung, es gehe in seinem Offenen Brief „nicht nur um die Frauenordination, sondern auch darum, dass Glaube und Leben im Hier und Jetzt verortet bleiben und keine Schritte zurück gemacht werden.“
Zudem weist Hartung die öffentlich erhobenen Vorwürfe des Meineides gegen Befürworterinnen und Befürworter der Frauenordination scharf zurück – und fordert von der Kirchenleitung sowie dem Bischof eine unmissverständliche öffentliche Distanzierung. Er bezieht sich hierbei auf Äußerungen des emeritierten Theologen Werner Klän, der 2024 in einem umstrittenen Artikel entsprechende Anschuldigungen erhoben hatte. Ebenso wie viele andere Kirchglieder der SELK hatte Hartung bereits kurz nach Erscheinen des Artikels eine Rücknahme dieser Vorwürfe vom Autor gefordert und die Kirchenleitung zu einer Stellungnahme aufgefordert, was jedoch unterblieb.
Mit Blick auf die bevorstehende Kirchensynode in Fulda plädiert Thomas Hartung nachdrücklich für einen kirchlichen Kompromiss, der verschiedene theologische Positionen im Rahmen der Bekenntnistreue nebeneinander bestehen lässt. Der offene Brief ist ein eindringlicher Appell für mehr innerkirchlichen Respekt, Gesprächsbereitschaft und theologische Differenzierung.
Im Folgenden geben wir den Brief im Wortlaut wieder. Hier ein Link zu Thomas Hartungs Offenem Brief als PDF.
(ms)
06.08.2025
Die Beschlüsse des APK, die Einheit der Kirche und der Vorwurf des Meineides – ein offener Brief
1. APK
Die Tagung des Allgemeinen Pfarrkonvents (APK) 2025 hat sich schwerpunktmäßig mit dem Thema Frauenordination befasst. Dabei wurde die Wichtigkeit der Einheit der Kirche hervorgehoben.
„Die Konventualen haben sich dabei entschieden, der Kirchensynode möglichst große Klarheit für ihre Arbeit zu bieten, ohne dabei die Einheit der Kirche zu riskieren.“ (SELK News 53-2025)
„Einheit der Kirche“ kann bedeuten, dass man sich in jeder Lehrfrage einig sein muss. Das würde letztlich eine Zersplitterung der Kirche bedeuten, da es nach jeder Spaltung bald neue Lehrfragen geben wird, bei denen man sich nicht einig ist. „Einheit der Kirche“ kann aber auch bedeuten, dass man sich auf die im ev.luth. Bekenntnis formulierten Lehraussagen in Rückgriff auf die Heilige Schrift bezieht, was eine gewisse Vielfalt bei manchen Themen innerhalb der Kirche ermöglicht, ohne ihr das Profil zu nehmen.
Besteht jetzt bei diesem Thema der Ordination von Frauen eine Einheit? Auf den ersten Blick ja. Der APK sieht die Einführung der Frauenordination mit Mehrheit als nicht möglich an.
Die unterschiedlichen Stimmergebnisse stellen allerdings keine Einheit dar, sondern dokumentieren, dass ein nicht unbedeutender Teil der Stimmberechtigten beim APK sich die Einführung der Frauenordination vorstellen kann – genauso wie die meisten Gemeinden, deren von der Kirchensynode erbetenden Voten offensichtlich nicht ausreichend einbezogen wurden (s.u.), da sie in der Berichterstattung zum APK keine Erwähnung finden
In den Entscheidungen des APK ging es aber auch um das weiter gefasste Thema „Dienste der Frauen in der SELK“, und hier zeigen sich ebenfalls deutlich unterschiedliche Meinungen.
Zunächst zu diesem Thema und seiner Abstimmung zum dritten Abschnitt:
Die Mitglieder des 15. Allgemeinen Pfarrkonvents der SELK verpflichten sich dazu, die Dienste von Frauen in der SELK, wie sie in den Ordnungen der Kirche vorgesehen sind, weiterhin zu fördern: Pastoralreferentinnen, Lektorinnen, Kirchenvorsteherinnen, Kirchenrätinnen, Diakoninnen, Katechetinnen, Dozentinnen an der Lutherischen Theologischen Hochschule etc.“ (Antrag 381.01, 3. Abschnitt, mit 67 Ja-Stimmen, 9 Nein-Stimmen und 7 Enthaltungen mit mehr als 80% Zustimmung beschlossen) (Zitat aus SELK-News 53-2025)
Auch wenn die Debatte zu dieser Thematik nicht dokumentiert ist, irritiert die Abstimmung zum dritten Abschnitt. Sie kann so interpretiert werden, dass 9 Stimmen nicht für die Förderung der Dienste von Frauen in der SELK sind und sich 7 Abstimmende nicht eindeutig positionieren wollen. Natürlich sind auch andere Erklärungen für das Abstimmungsverhalten möglich. Da es inzwischen aber wiederholt öffentlich gewordene Vorfälle in der SELK gibt, bei denen von PFARRERN UND THEOLOGIESTUDENTEN bestehende Regelungen für die Möglichkeit, dass Frauen Ämter wahrnehmen, in Frage gestellt werden, ist ein Wille zu beobachten, diese Rechte zu beschneiden oder zurückzunehmen. Dazu gehört zum Beispiel, DASS ES NICHT in allen Pfarrbezirken AKZEPTIERT WIRD, DASS FRAUEN DAS EVANGELIUM IM GOTTESDIENST LESEN. Es werden wiederholt auch Äußerungen über den Dienst der Pastoralreferentinnen bekannt, in denen ihr Amt in Frage gestellt wird, obwohl die SELK nach einer längeren Diskussionsphase dieses Amt für Frauen geöffnet hat.
Hier ist also keine Einheit, sondern eine Vielfalt der Meinungen zu beobachten.
Es gibt demnach
- BefürworterInnen der Frauenordination
- GegnerInnen der Frauenordination
- GegnerInnen der Frauenordination, die auch manche bisher für Frauen mögliche Dienste nicht mehr von Frauen ausgeübt sehen wollen.
2. Synodalkommission Szenarien und der APK
Leider wurden beim APK offensichtlich die Ergebnisse der von der Synodalkommission erfragten Voten nicht angemessen in die Entscheidungen einbezogen.
Im Bericht der Synodalkommission heißt es:
„Bei der Auswertung der Voten sind für uns in der SynKoSze besonders folgende Ergebnisse
wichtig geworden:
- Die deutliche Mehrheit der Gemeinden der SELK, die sich zu Wort gemeldet haben, möchte die FO und sehen darin keine Verletzung des Lutherischen Bekenntnisses. Andere halten einen Abstimmungsprozess per Gemeindevotum in dieser Lehrfrage für nicht sachgerecht.
- In den Voten findet sich eine deutliche positionsübergreifende Betonung der Wichtigkeit, die kirchliche Einheit der SELK zu bewahren. Das Gespräch über die Szenarien hat teilweise dazu beigetragen, die Komplexität des Themas wahrzunehmen. Wie die kirchliche Einheit bewahrt werden kann, wird unterschiedlich eingeschätzt, wobei häufig eine Veränderung der kirchlichen Position zur FO für möglich gehalten wird.
- Die Beschäftigung mit dem Atlas Frauenordination scheint unterschiedlich intensiv gewesen
zu sein. Anders als im Atlas FO intendiert, verstehen Gemeinden die dort dargestellten Positionen als zwei unterschiedliche, in unserer Kirche verantwortlich vertretene Lehrmeinungen, die gleichwertig nebeneinanderstehen.Insgesamt nehmen wir in der Auswertung der Voten die Bereitschaft der Gemeinden wahr, angesichts einer Dilemma-Situation unter dem Aspekt der Bewahrung der kirchlichen Einheit eine mögliche Gestaltung zu suchen.“https://www.selk.de/download/Bericht-SynKoSzenarien_2025-05-20.pdf Seite 2 und 3, abgerufen am 18.07.2025
Mit den Voten wird sowohl der Wunsch der Einheit der Kirche, als auch der nach der Einführung der FO geäußert. Ein Teil der Synodalkommission priorisiert deshalb „jetzt eine entsprechende Lehrentscheidung des APK (dass GO 7,2 keinen Bekenntnisrang hat), der die KS zustimmen müsste. Danach wäre das Miteinander in der Kirche nach Szenarium 4 (s.o.) oder besser Szenarium 5 (s.o.) zu entwickeln.“
Es ist nur schwer verständlich, warum der APK dann dem Votum derjenigen folgt, die den Status quo bevorzugen?
Die mangelnde Berücksichtigung der Voten ist außerdem zu kritisieren. weil die Voten auf Beschluss der Kirchensynode (KS) erhoben wurden und die Kommission Szenarien in deren Auftrag arbeitet. Die Kirchensynode ist das höchste Gremium der SELK und sollte mit ihrem Willen deshalb auch im APK berücksichtigt werden
3. Atlas Frauenordination
Der Atlas belegt eindrücklich, dass keine Einheit bei den darin beschriebenen Themen besteht. Er macht deutlich, dass es über die Frage der Frauenordination auch noch um viele andere Themen geht, die in diese Thematik hineingreifen und dringend zu bearbeiten sind (Menschenwürde – rechte; Hermeneutische Fragen, in welcher Weise Aussagen heute nicht mehr wortwörtlich umzusetzen sind etc.)
4. Zurück zum APK
Eine Einheit der Kirche würde bestehen, wenn alle Pfarrer der SELK einig darin wären, welche Dienste Frauen wahrnehmen dürfen und welche nicht. Wie die Abstimmung zum zweiten und dritten Abschnitt des Antrages 381.01 zeigt, gibt es diese Einigkeit jedoch nicht. Während eine Mehrheit der Abstimmenden „ein gleichberechtigtes Nebeneinander der Praxis der Ordination von Frauen und der Ablehnung dieser Praxis in der SELK für nicht möglich hält“, ist die Gegnerschaft bei der Abstimmung zum dritten Abschnitt (zum Glück!) kleiner. Ob diese Gegnerschaft in Zukunft zunimmt, muss offen bleiben. Es ist jedoch zu befürchten, dass diese Zahl in Zukunft wächst, da sich schon jetzt solche Stimmen immer offener und lauter Gehör verschaffen. Die bisher für Frauen möglichen Ämter wurden bei ihrer Einführung in der SELK von den jeweiligen Kirchensynoden, die damit befasst waren, in Kraft gesetzt und sind theologisch begründet worden. Sie können nicht ohne erneute theologische Prüfung abgeschafft werden.
Laut SELK-News 52-2025 wurde auf dem APK festgestellt: „Der 15. Allgemeine Pfarrkonvent stellt fest, dass aktuell eine Mehrheit seiner Mitglieder aus theologischen Gründen ein gleichberechtigtes Nebeneinander der Praxis der Ordination von Frauen und der Ablehnung dieser Praxis in der SELK für nicht möglich hält.
Warum aus „theologischen Gründen“ die Ordination von Frauen in der SELK nicht möglich ist, aber die Ausübung vieler Ämter durch Frauen nicht in Frage gestellt werden, ist theologisch schwer zu verstehen. Ein Artikel von Pfarrer Hans Peter Mahlke ist diesbezüglich sehr lesenswert (https://frauenordination.de/wp-content/uploads/2024/09/Mahlke-HP-Artikel-Die-Frau-in-der-Oeffentlichkeit.pdf, abgerufen am 24.07.2025). Der Autor zeigt auf, dass mit denselben Argumenten, mit denen heute noch die Ordination von Frauen verweigert wird, früher andere Dienste und Ämter für nicht möglich gehalten wurden.
Eine Einheit zu den hier diskutierten Fragen besteht also auch nach dem APK nicht.
Die Diskussion um die Frauenordination hat meines Erachtens nichts mit dem Kern unseres Glaubens zu tun. Das wird dadurch deutlich, dass es um Lehrfragen geht, die jedoch nicht im Bekenntnis und der Heiligen Schrift klar geregelt sind. Der APK hatte im Jahr 2009 beschlossen, dass beide Lehrmeinungen aktuell getragen werden und derzeit nicht kirchentrennend ist. Damit ist auch deutlich, dass in dieser Frage noch keine endgültige Klarheit besteht, welchen Rang diese Frage hat.
Bei der Gründung er SELK in den 70er Jahren wurde die Lehrposition gegen die Frauenordination nicht zuletzt aus kirchenpolitischen Erwägungen in die Grundordnung der SELK eingefügt. Diese Bestimmung der Ablehnung der Frauenordination im Artikel 7,2 war weder Bestandteil der Ordnungen der Vorgängerkirchen noch Teil des Bekenntnisses. Auch in der SELK war es nie ein Bekenntnissatz. Sonst hätten seit Gründung der SELK viele Lehrzuchtverfahren stattfinden müssen, da seit den 70er Jahren Gemeinden und Pfarrer öffentlich für die Frauenordination eingetreten sind Da diese nie stattgefunden haben, wäre es sogar eine nach der Grundordnung der Kirche GO 25 (9) unerlaubte Änderung des Bekenntnisses, wenn die Ablehnung der Frauenordination jetzt zum Bekenntnisstand erklärt würde.
Zudem steht Art. 7(2) in der Grundordnung nicht in der Präambel der Grundordnung, wo es um die Heilige Schrift und das Bekenntnis geht, sondern in einem davon unterschiedenen Teil ohne theologische Begründung und einem Verweis, dass er Bestandteil des Bekenntnisses ist.
Die Information der Kirchenleitung zur 14. Kirchensynode enthält den Abschnitt B.
BEKENNTNISSTAND – LEHRENTSCHEIDUNGEN – LEHRMEINUNGEN
Systematisierung der in der SELK verwendeten Begrifflichkeiten
https://www.selk.de/download/synode2019/350-Frauen-Ordination-Beschlussfassungen.pdf abgerufen am 26.07.2025
Dort befindet sich eine hilfreiche Einordnung.
Die Frauenordination ist also eine Lehrfrage und für manche eine Ordnungsfrage. Sogar für Lehrfragen gibt es in der SELK auch an anderen Stellen die Möglichkeit von unterschiedlichen Praktiken. So kann z.B. das Apostolische GlaubensBEKENNTNIS in zwei verschiedenen Formen bekannt werden.
Das Thema der Bekenntnisrelevanz der Frauenordination wurde auf dem APK 2025 letztlich nicht behandelt und damit vermieden
Hat man es vielleicht aus den oben genannten Gründen vermieden, als APK zu dieser entscheidenden Frage Stellung zu beziehen?
5. Sitzung der Kirchensynode Fulda 2025
Es bleibt die Hoffnung, dass die KS hier nicht eine angebliche Lehreinheit in den Mittelpunkt stellt, sondern die bestehende Vielfalt in den (Lehr-)Positionen in einen Kompromiss bringt, der unterschiedliche Meinungen zulässt.
Die Szenarien 4 und 5 weisen einen Weg für diesen Kompromiss zum Thema Frauenordination, dass unterschiedliche Meinungen nebeneinander bestehen können. Eine eindeutige theologische Begründung, dass Frauen nicht ordiniert werden können, gibt es in der SELK nicht. Die Aussage des APK 2009, dass beide Lehrmeinungen in der SELK getragen werden und aktuell möglich sind, wurde auch vom APK 2025 nicht geändert.
Die Einheit der Kirche besteht in der frohen Botschaft der Rechtfertigung des Sünders allein aus Gnade durch den Glauben und dem Bezug auf die Mitte der Heiligen Schrift. Martin Luther hat als Mitte der Heiligen Schrift Jesus Christus angesehen und so Orientierung in der Auslegung gefunden. DAS ist die Stärke unserer SELK – gerade in einer Zeit größter Herausforderungen in der Welt – und nicht die Profilierung bei Themen, zu denen es seit Beginn der SELK unterschiedliche Lehrpositionen gab und gibt. Hier sind ein liebevoller Umgang und Kompromissbereitschaft notwendig.
6. Vorwurf des Meineids
Professor em. Werner Klän hat im Jahr 2024 Folgendes geschrieben:
„Diejenigen in der SELK, besonders die in kirchenleitender Verantwortung, wenn auch auf unterschiedlichen Ebenen, also Synodale, Superintendenten, Pröpste, Professoren, Pastoren, Pfarrvikare, Pastoralreferentinnen, Diakone und Diakoninnen, Vikare, aber auch Kirchenvorsteher und Kirchenvorsteherinnen oder Bezirksbeiräte, die heute offensiv die Einführung der Ordination von Frauen zum Amt der Kirche nicht nur fordern, sondern auch forcieren , müssen sich fragen lassen, ob sie bei Übernahme ihres Amtes, als sie versprachen, „der Einheit der Kirche zu dienen“ , und gelobten, ihre „Aufgaben gemäß der in der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche geltenden Ordnungen zu erfüllen“, einen Meineid geschworen haben oder ihre Versprechen – was nicht minder verwerflich wäre – mit einer reservatio mentalis versehen haben oder jetzt das vor Gott und der Kirche abgelegte Gelöbnis brechen wollen.“ (https://www.lutherischebeitraege.de/pdf/2024-3_Klaen.pdf, S. 159/160, abgerufen am 18.07.2025).
Der APK 2025 hat Folgendes festgehalten:
Antrag 381.01 Abstimmung zum zweiten Abschnitt:
„Der Allgemeine Pfarrkonvent sichert denjenigen, die für die Ordination von Frauen eintreten, geschwisterliches Miteinander, Respekt für ihre Position und Hörbereitschaft für ihre Anliegen zu.“ SELK-News 53-2025
Der Vorwurf von Professor em. Klän steht der Einheit entgegen. Menschen in der SELK, die eine auf Schrift und Bekenntnis gründende Lehrposition vertreten, eines Meineides zu bezichtigen, ist ein unsäglicher Vorgang. Dazu noch einmal der Verweis auf die Information der Kirchenleitung zur 14. Kirchensynode. (s.o.), die Professor em Klän eigentlich bekannt sein sollte.
Der Aussage von Professor em. Klän wurde bisher weder von der Kirchenleitung noch von unserem Bischof widersprochen, obwohl ich ihn wiederholt darum gebeten habe. Solange das nicht ÖFFENTLICH geschieht und der Beschluss des APK für alle gilt, wird die Verpflichtung der Synodalen bei der Sitzung der Gesamtsynode 2025 in Fulda unter diesem Vorwurf stehen.
7. Die Kirchenleitung und die Einheit
In Art. 19 (2) der Grundordnung der SELK steht: „Der Bischof dient der ganzen Kirche.“ Das sollte analog auch für die Kirchenleitung gelten. Warum die Kirchenleitung den folgenden Antrag für die Sitzung der Kirchensynode gestellt hat, erschließt sich mir nicht:
„In Wahrnehmung und Würdigung der Beschlüsse des 15. APK stellt die Kirchensynode fest, dass eine Weiterarbeit an den Szenarien (Atlas Frauen-Ordination S. 24) nicht mehr sinnvoll erscheint.“ SELK-News 59-2025
Die Voten der Gemeinden und die Lehrposition der Stimmberechtigten beim APK, die sich die Ordination von Frauen vorstellen können, erfordern einen Kompromiss. Dafür sind die Szenarien 4 und 5 brauchbare Modelle, die weiterverfolgt werden sollten, wenn die Kirche nicht zerbrechen soll.
Fazit:
Ich werde mich als Synodaler bei der Kirchensynode weiter für einen Kompromiss (Szenarien 4 oder 5) einsetzen. Ich bitte die Kirchenleitung und den Bischof die Grundordnung Art. 19 (2), die Beschlüsse der Kirchensynode zur Einrichtung der Synodalkommission Szenarien, die Voten und die anderen Ergebnisse dieser Kommission und die Aussage des APK 2025:
„Der Allgemeine Pfarrkonvent sichert denjenigen, die für die Ordination von Frauen eintreten, geschwisterliches Miteinander, Respekt für ihre Position und Hörbereitschaft für ihre Anliegen zu.“
ernst zu nehmen.
Professor em. Klän muss in diesem Sinne meines Erachtens von Seiten der Kirchenleitung ÖFFENTLICH VOR BEGINN DER TAGUNG 2025 DER 15. KIRCHENSYNODE widersprochen werden.
Thomas Hartung
Das Beitragsbild wurde von der Redaktion mit Hilfe der KI Midjourney erstellt.

Lieber Thomas,
Danke für deine Einordnung und für deinen Aufruf zur öffentlichen Distanzierung der Korche vom Vorwurf des Meineids durch einen Theologen unserer Kirche. Herr Prof. Klän hat über eine Lehrverurteilung hinaus auch noch jeden einzelnen Menschen eines Meineids bezichtigt, der sich für die Frauenordination einsetzt und gleichzeitig einen offiziellen Dienst in der SELK ausübt. Eine Verpflichtung der Synodalen unter diesem unwidersprochenen Vorwurf ist in der Tat kaum vorstellbar.
Die 31 Pfarrer haben die implizite Lehrverurteilung in ihrer Erklärung zum APK revidiert und zurückgenommen. Gleiches wäre nun auch von Herrn Prof. Klän zu erwarten.
Wichtig finde ich auch deinen Hinweis, dass es eine Änderung des Bekenntnisses der Kirche bedeuten könnte, wenn man die Ablehnung der Frauenordination nun explizit in den Rang eines Bekenntnisgegenstandes erheben würde.
Liegt hier vielleicht der tiefere Grund, warum ohne eine solche Lehrentscheidung immer offener versucht wird, Menschen mit dieser Lehrmeinung aus der SELK zu vertreiben? Und um es gleich vorweg zu sagen: Dies ist nicht einfach nur eine Unterstellung, sondern man kann es hier in verschiedenen Kommentaren nachlesen und jeder von uns kann noch zahlreiche weitere Beispiele aus seiner persönlichen Erfahrung beisteuern.
So kann es nicht weitergehen! Der Weg zu einer gemeinsamen Lösung kann nur durch die Vergebung und die Liebe Gottes gewiesen werden und darf Verurteilungen keinen Raum geben.
Thomas Krüger
Lieber Herr Hartung,
wie können wir zurückfinden zu einem Miteinander und gemeinsamen Arbeiten am Reich Gottes.
In Ihrer Gemeinde scheint ja alles gut zu laufen und zu blühen. Bei uns ist das nicht unbedingt so, leider. Der Gottesdienstbesuch nimmt leider ab, wir arbeiten, aber unser Gott gibt uns nur kleinen Segen, den aber immerhin.
Dann reden wir über Kirchenbezirk 2030 mit Stellenabbau. Wie wird es unseren Gemeinden damit gehen. Ich denke darüber nach, bin traurig und bete.
Zank mindert die Kirchenbeiträge und Spenden und die Bereitschaft zur Mitarbeit sinkt. So ist meine Erfahrung. Aber wir haben doch einen Auftrag. Das Reich Gottes bauen, den Glauben stärken und den Glauben an die junge Generation weiter zu geben.
Mein damaliger Chef hat gesagt: „hört auf, Euch Briefchen zu schreiben, redet miteinander“. Was für komische Dinge hat doch Jesus gesagt: Liebet Eure Feinde, tut wohl denen, die Euch verfolgen. Oder: ein neues Gebot gebe ich Euch, dass Ihr Euch untereinander liebet. Oder der Apostel Jakobus: Wenn ihr einem Bruder helft von seinem falschen Weg zurückzukommen, dann deckt ihr eine Menge Eurer Sünden zu.
Es ist alles schwer und belastend, aber unser Gott hört Gebete und vielleicht müssen wir aus der Tiefe zu Gott schreien. Um Hilfe.
Liebe Grüße: Reinhard Borrmann
Lieber Herr Krüger,
nach dem lutherischen Grundsatz der Klarheit der Schrift in ihren für unseren Glauben relevanten Aussagen kommen wir nicht daran vorbei, das Lehrverbot für Frauen in gemeindeleitender Position als auch noch für uns im 21. Jahrhundert bindend zu beachten. Insofern hat auch dieses Verbot Bekenntnisrang, allerdings sicherlich nicht auf derselben Stufe wie die Aussagen zu Christus und den Sakramenten. Es jedoch mit dem Stempel „weniger wichtig – kann weg“ abzutun, wäre ein fataler Trugschluss.
Die Kernfrage ist doch diese: Wie groß darf/muss der kleinste gemeinsame theologische Nenner in der SELK zukünftig sein? Wünschen wir uns wirklich nur die Basis-Eckpfähle des Apostolikums und würden am liebsten alles darüber Hinausgehende in das Belieben der einzelnen Pastoren (dann wohl der auch Pastor*innen) und der Gemeinden stellen? Nebenbei bemerkt: Die EKD hat inzwischen eine theologische Weite erreicht, die inzwischen so ziemlich alle Aussagen des Apostolikums sprengen dürfte. Ist das unser Ziel – nur damit wir sagen können: Hauptsache, wir sind (noch) eins?
Viele Grüße
Angelika Krieser
Liebe Frau Krieser,
die Herangehensweise der Abstufungen Schriftaussagen zu Bekenntnisrang oder nicht ist in den Bekenntnisschriften selbst geregelt. Daher müssen Sie den Punkt des Lehrverbots nicht unter „Aussagen zu Christus und den Sakramenten“ stellen. Z.B.: allein aus CA VII:
a) die Festlegung, dass „rein bzw recte“ zu lehren (docetur) ist und „des göttlichen Worts gemäß“ gereicht werden muss, wenn man eine gemeinsame Kirche sein will, beinhaltet unausweichlich die Frage, WER „des göttlichen Worts gemäß“ rein lehrt oder nicht bzw. WER dazu berufen ist und genauso bez. des Reichens (administrantur).
b) Aussagen über das Evangelium werden gern als kleinster Nenner genannt bzw. hier in CA VII gern das Evangelium „im engeren Sinne“ gesehen. Doch wenn es kein „fremdes Evangelium“ sein möchte, beinhaltet auch dieses engere Evangelium eine Vielzahl von „evangeliumsfremden Inhalten“ notwendigerweise, z.B. den Fakt der Sünde, des Sündenfalls, damit auch die Schöpfung, über die Sünde das Gesetz, den göttlichen Willen, die Dreieinigkeit. Diese sind dem Evangelium nicht in irgendeiner Weise untergeordnet, sondern bedingen es. Ohne Sünde keine gute Botschaft, ebensowenig wie ohne Gottmenschlichkeit Christi, Auferstehung, Fall, wie ich schon sagte. Das ist der Urgrund und die Notwendigkeit für die Herausbildung der Bekenntnisse.
Ich bin traurig über das, was in diesem Forum geschrieben wird. Paulus war unterwiesen im alten Testament. Deshalb habe ich die KI Copilot nach der Einsetzung von Priestern im Volk Gottes gefragt: Wo steht in den Mosebüchern: die männlichen Nachkommen von Aron mache zu Priestern?
Copilot sagte
In den Büchern Mose wird das Priestertum ausdrücklich Aaron und seinen Söhnen vorbehalten. Den
ersten Hinweis darauf findet man schon im 2. Buch Mose (Exodus):
• Exodus 28,1 – „Und du sollst zu dir herbringen Aaron, deinen Bruder, und seine Söhne mit ihm
aus den Kindern Israel, dass sie mir die Priester seien: Aaron und die Söhne Aarons sollen mir
dienen als Priester.“1
Die Zuweisung der Priesteraufgabe wird dann noch einmal ganz klar im 4. Mosebuch bekräftigt:
• 4. Mose 3,8–9 – „Und dir sollen Aaron und seine Söhne die Leviten zum Dienst an mir übergeben
werden. Aaron aber und seine Söhne sollt ihr bestellen, dass sie ihr Priesteramt versehen; wenn sich
ein Fremder naht, so soll er sterben.
Soweit die von der KI gefundenen Bibelstellen. Das Abendmahl gehört für mich zum priesterlichen Dienst.
Viel wichtiger ist aber, was ist der Wille Gottes. Wir beten doch: Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Deiner Erde. Wenn man nun Erde durch Kirche ersetzt? Erkennen wir den Willen Gottes für Umfrage? Oder durch geschickte Medienarbeit oder durch Anträge an Synoden. Besser doch durch das Gebet des kleinen Samuels „Herr rede, Dein Knecht hört“. Die Antwort auf das Gebet kann ja verschieden sein. Wenn z.B. in unserem KBZ die Stellenzahl um 50% reduziert werden muss, dann rettet nur die Hilfe unseres Gottes. Es liegt doch am Geld und ist eine große Not. Massive Streiterei macht alles noch viel schlimmer. Liebevolle Zusammenarbeit und Gottes Heiliger Geist kann uns helfen.
Liebe Frau Krieser,
nehmen Sie doch bitte endlich zur Kenntnis, dass es nicht darum geht der EKD nachzueifern. Wenn wir uns über die Abgrenzung zu EKD definieren, macht das unsere Message echt arm. Wir sind Lutheraner auf dem Boden von Schrift und Bekenntnis und wir haben mit den Basis-Eckpfeilern eine wunderbare Botschaft zu verkündigen. Das sollten wir tun!
Daher um der Klarheit willen: Zweimal Nein!
Nein, das was Paulus schreibt, ist eben kein Lehrverbot für Frauen in gemeindeleitender Position.
Nein, es gibt bisher in der SELK keine Lehrentscheidung darüber, dass das Verbot der Frauenordination Bekenntnisrang hat. Hat es auch nicht!
Ja, Herr Borrmann, ich stimme Ihnen zu, lassen Sie uns diesen unsäglichen Streit beenden und die Frauenordination einführen, damit wir endlich wieder gemeinsam das Reich Gottes bauen können!
Bitten Sie gern die Gegner der Frauenordination um Gesprächsbereitschaft. Das würde uns sehr freuen!
Freundliche Grüße,
Thomas Krüger
Liebe Frau Krieser,
ich respektiere Ihre Auslegung zu 1.Kor.14,34f.
Aber ich teile sie nicht. Sie kommen nicht daran vorbei, aus dem Apostelwort die eindeutige Anweisung zu lesen, dass in der Versammlung von Christen, in denen prophetisch geredet wird (gepredigt), Frauen schweigen müssen.
Auch ich bin der Meinung, dass Gottesdienste de jure divino gehalten werden müssen. Eine Pfarrerdienstordnung muss es dafür nicht geben. Für das lutherische Bekenntnis ist mir CA 7 klar und ausreichend.
Die Klarheit in der Predigt hängt nach meinem Verständnis an ihrem Inhalt und ist nicht weniger wahr, wenn sie von einer Frau gehalten wird. In 1.Kor.14 wehrt Paulus den Frauen der Prediger das Stören und in Frage stellen ihrer Predigt während des Gottesdienstes.
Die Bibel unterscheidet sich vom Buch Mormon oder auch vom Koran dadurch, dass die Heilige Schrift nicht buchstäblich vom Himmel gefallen ist. Sie ist eine Sammlung sehr unterschiedlicher Bücher, die die Erfahrungen der Autoren mit Gott mitteilen. Ja, selbstverständlich getrieben durch den Heiligen Geist. Aus dem Zeugnis der Evangelisten und Apostel schöpfen wir den Glauben an den dreieinigen Gott, der uns in seinem Sohn Jesus Christus Vergebung der Sünden, Heil und ewiges Leben schenkt. Christus ist das Licht. Von ihm zu lernen und sich in der von ihm geschenkten Gotteskindschaft zu bewähren haben wir in seinem Zeugnis die wirklichen Quellen. Die Auslegung der Schrift ist darum zu allen Zeiten eine Aufgabe, die mündlich geschieht und nicht in zwei Buchdeckel abschließend geklärt ist. Diese Sicht unterscheidet uns, trennt uns aber nicht von der Liebe Gottes, die in Jesus Christus ist.
So lesen wir die Schrift des Alten Testamentes vom Christus her. Das Bilderverbot der Zehnworte fehlt im Katechismus Martin Luthers. Im wahren Menschen und wahren Gott hat Gott Gestalt angenommen, die abbildungswürdig ist. Paulus stellt sein Apostelamt im 2.Kor.3,4ff als Dienst des neuen Bundes dar, ein Dienst, nicht des Buchstabens, sondern des Geistes. Denn der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig.
Ich glaube nicht an die Irrtumslosigkeit der Buchstaben der Bibel, sondern an den gekreuzigten und auferstandenen Herrn Jesus Christus, wie er im Zeugnis der Heiligen Schrift zu finden ist.
Oder wie Jesus im Gespräch mit Nikodemus sagt, was vom Fleisch geboren ist, das ist Fleisch. Was aus Wasser und Geist geboren ist, das ist Geist. Meine Eltern haben mich zu solcher Wiedergeburt im Heiligen Geist zur Taufe gebracht. Das Fleisch ist sterblich. Aber lebendig ist der Glaube, der in der Liebe tätig ist. Soll nun das Fleisch darum verachtet werden? Gott lässt Hesekiel seinen Willen kundtun: Ich will ihnen ein anderes Herz geben und einen neuen Geist in sie geben und will das steinerne Herz wegnehmen aus ihrem Leibe und ihnen ein fleischernes Herz geben, damit sie in meinen Geboten wandeln … Empathie finde ich bei meinem Herrn Christus, wenn ich lese, wie ihn das Volk jammert, wie ihn der Blinde jammert. Wie es den barmherzigen Samariter jammerte als er den halbtoten Überfallenen auf dem Wege sah.
Gott zielt immer auf unser Herz. Und seine Liebe wartet auf Antwort. Von Gottes Liebe überwunden folgen Gläubige Jesu Spuren. Rettersinn entsteht aus der Erfahrung gerettet zu sein. Sie finden im Heiligen Wort durch den Heiligen Geist keine Wahrheit der Unbarmherzigkeit, sondern der Geduld und des Friedens.
So ihr mich von ganzem Herzen suchet, so will ich mich von euch finden lassen, spricht Gott durch Elia. Ich suche nicht Recht zu haben, ich suche nach dem Sinn. Auch in der Heiligen Schrift. Dabei ist mir schon klar, dass nicht an meinem Verständnishorizont die Offenbarung Gottes zu Ende ist. Vielmehr glaube ich diesem Herrn, dass sein Leben, Sterben und Auferstehen meine Erlösung ist. Ich empfange seinen Leib und Blut im Abendmahl und bin getauft. Das ist mit menschlichem Verstand nicht erklärbar.
Jedoch welche Ordnungsparagraphen der Versammlung der Gläubigen geeignet erscheinen, Menschen zu diesem Herrn zu bringen, dazu brauche ich auch den Verstand, den mir Gott gegeben hat.
Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.
Von allen, die diesen Predigtdienst auf sich nehmen, erwarte ich, dass sie nicht nur den Buchstaben transportieren, sondern Zeugen sind der Gnade unseres Herrn.
Ob Frauen predigen dürfen oder nicht, ist völlig nebensächlich, solange die Predigt tut, was ihre Aufgabe ist, den Glauben an Christus zu wecken und zu stärken.
Kommt wieder zur Mitte der Verkündigung und es wird aus dieser Mitte das Licht auf Wege fallen, wie Menschen Gottes Kinder werden!
Liebe Herren Krüger und Damm,
die Gegner der FO arbeiten streng nach den Grundsätzen lutherischer Hermeneutik. Eine intensive gemeinsame Bibelarbeit von Pastoren beider Lager würde dies anerkennen müssen. Bei ehrlicher Betrachtung würde sich aber auch ergeben, dass die Gegner der FO nach den strengen Grundsätzen der lutherischen Hermeneutik theologisch die stärkeren Argumente auf ihrer Seite haben. Eine solche umfassende Bibelarbeit sollte aber in Präsenz und unter Gebet stattfinden; sie würde das Format dieses Forums sprengen.
Auch wenn es aus rein menschlicher Sicht viele gute Gründe gibt, die Gaben lutherischer Frauen auch im Pfarramt zum Leuchten zu bringen: Das Zeugnis der Heiligen Schrift lässt dies nicht zu.
Den Gegnern der FO geht es nicht in erster Linie darum, sich unter allen Umständen von der Landeskirche abzugrenzen. Aber da sie mit offenen Augen und Ohren durch die Welt gehen, nehmen sie auch wahr, wo die EKD vom Wort Gottes abweicht. Die „guten Früchte“ der wahren Verkündigung von Gottes Wort gibt es in der EKD zwar auch noch, aber oft schwer zu unterscheiden von vielen faulen oder kunstvoll nachgemachten Früchten, um mit biblischer Sprache zu reden. Wer es nicht glaubt, der schaue sich einmal das Programm des Evangelischen Kirchentags an oder nehme am besten selbst dort teil.
Die Einführung der Frauenordination in der EKD geschah anfangs unter strengen Vorgaben: Die wenigen Frauen durften sich nicht Pastorin, sondern nur Vikarin nennen und mussten unverheiratet sein. Wer die Frauenordination ablehnte, dem wurde damals Gewissensschutz zugesprochen. Heute gibt es mehr Pastorinnen als Pastoren in der EKD und die Zustimmung zur FO ist Pflicht für alle, die sich ordinieren lassen wollen. Dass die Einführung der FO auch in der Landeskirche durchaus kritisch gesehen und biblisch abgelehnt wurde, zeigt z.B. dieser Aufsatz: https://www.gemeindenetzwerk.de/?p=19369
Die Gegner der FO können allerdings nicht damit punkten, ihre Argumentation sei modern und passe zum Zeitgeist und dem „Bauchgefühl“ der Mehrheit. Hier haben die Befürworter der FO eindeutig die stärkeren Argumente. Da viele Gemeindeglieder sich nicht intensiv mit theologischen Argumenten beschäftigen können, lassen diese sich natürlich eher von ihren Gefühlen leiten als von den klaren Aussagen der Heiligen Schrift, die nach wahrer lutherischer Hermeneutik (s.o.) wirklich klar, eindeutig und überzeugend sind. Wer den Boden dieser Hermeneutik verlässt, wird natürlich zu anderen und z.T. widersprüchlichen Ergebnissen kommen.
Die Hauptfrage bleibt: Wollen wir uns den klaren eindeutigen Aussagen der Heiligen Schrift anvertrauen, nach denen die Verkündigung von Frauen in gemeindeleitender/verantwortlicher Position nicht möglich ist? Oder wollen wir unserem Bauchgefühl und dem Zeitgeist folgen, was weniger Widerstände nach sich zieht?
Mit freundlichem Gruß
Angelika Krieser
Ja, der Glaube an den gekreuzigten und auferstandenen Herrn Jesus Christus und an sein Evangelium ist es, der uns eint! Aber ohne seine Apostel wüssten wir nichts von ihm, auch nicht ohne die Buchstaben der biblischen Texte, durch die uns die Lehre der Apostel überliefert ist. Diese Buchstaben bilden „alleine die einige wahrhaftige Richtschnur…, nach der alle Lehrer und Lehre zu richten und urteilen sein“, wie es die lutherische Kirche bekennt (Konkordienformel, Summarischer Begriff). Das, was die Worte der Heilige Schrift gemäß ihres engeren und weiteren Kontextes meinen, das glauben und und bekennen wir als göttliche Lehre – ohne Wenn und Aber, auch wenn die Welt um uns herum dagegen Sturm laufen sollte. Wenn Paulus seine Lehre über die gottesdienstliche Verkündigung in 1. Korinther 14 als „des Herrn Gebot“ bezeichnet, können seine Aussagen über die Frauen im Gottesdienst keineswegs „nebensächlich“ sein. Die heute weit verbreitete Hypothese von den „störenden“ Frauen lässt sich im Text nicht belegen. Stattdessen sind im Text ganz klar drei Dinge gesagt: Die Frauen sollen „schweigen“, sie dürfen nicht „reden“, sie sollen sich „unterordnen“ (ganz ähnlich 1. Tim. 2,12: nicht lehren, nicht über den Mann Herr sein, still sein). Nimmt man die drei Dinge zusammen, so ergibt sich als gemeinte Aussage: Frauen sollen sich im Gottesdienst demütig unterordnen und nicht in einer Weise verkündigend tätig werden, in der sie über Männer Autorität ausüben. Wenn einer Frau das Amt des Hirten und Lehrers übertragen würde (nach lutherischer Terminologie „das Amt der öffentlichen Wortverkündigung und Sakramentsverwaltung“), dann würde man sich damit eindeutig über dieses Gebot des Herrn hinwegsetzen. Daraus ergibt sich, dass eine Frau nicht „rite vocatus“ (d. h. rechtmäßig berufen, ordiniert) sein kann im Sinne des Augsburger Bekenntnisses, Artikel 14. So zeigt sich, dass die Frage der Frauenordination durchaus bekenntnisrelevant ist. Leider werden diese klaren Aussagen von Schrift und Bekenntnis in unserer Kirche immer wieder mit denselben, nicht stichhaltigen Argumenten bestritten, und es wird kräftig für die Frauenordination agitiert.
Lieber Thomas,
aus ganzem Herzen danke ich dir für deinen offenen Brief an den Bischof und die Kirchenleitung! Er fasst sehr anschaulich zusammen, was in den Köpfen und Herzen so vieler SELK-Gemeindeglieder, in vielen Gemeinden in ganz Deutschland, gedacht, gebetet und tief bewegt wird! Unter all den treffend und umfassend beschriebenen Punkten möchte ich auf einen verweisen.: ‚Der Bischof unserer Kirche DIENT*) der GANZEN KIRCHE‘ (GO der SELK Art.19,2). Wie kann ich mir solch einen Dienst*) des Bischofs, in dem laufenden Prozess, für die GANZE SELK vorstellen? Gehört, neben dem Reden lassen der Pastoren (wie auf dem APK geschehen), dem Gespräch des Bischofs mit 31/32 Pfarrern, nicht auch das Wahrnehmen, Zuhören aller seiner Gemeindeglieder dazu? Gemeindeglieder, die auf Entscheidung und Bitte der letzten Synode hin, ihre Voten, Stimmen und Antworten an die SynKoSze Auswertung und damit doch quasi auch an den Bischof (+ KL) geschickt wurden. Wie wird sich nun augenscheinlich von dieser Seite, diesem Teil der GANZEN Kirche angenommen? Auf dem APK wurden sie gar nicht erst behandelt (!) und in dem Antrag der KL, einschließlich des Bischof, an die Synode „erscheint eine Weiterarbeit an den Szenarien als nicht mehr sinnvoll“!? – Diese Vorgänge lassen so viele Menschen, die aktiv Teil der SELK sind und bleiben wollen, erstaunt, enttäuscht und irritiert zurück. Wo sich doch die Gemeinsamkeit innerhalb der SELK deutlich gewünscht wird, für ALLE Seiten! Darauf wünsche ich mir, dass der Blick gerichtet wird, ganz besonders auf der Synode in Fulda im September 2025 und für die Zukunft in der SELK!
*) Synonym für ‚Dienen‘ (laut Google/ Oxf. Lang.): helfen, beistehen, eintreten, unterstützen, sich widmen etc.
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Lieber Herr Krüger und Herr Damm,
vielen Dank auch für ihre Kommentare zu dem offenen Brief von Thomas Hartung, deren verschiedene Blickwinkel sehr hilfreich sind!
Herzlichst,
Bettina Löffler
Speziell noch einmal zu Herrn Damms Hinweis auf 1. Kor 14,34: Eine klarere Aussage gegen FO findet sich tatsächlich in 1. Tim 2,12. Eine ausführliche Bibelarbeit müsste hier darlegen, was der griechische Urtext bedeutet sowie der paulinischen Begründung mit der Schöpfungsordnung nachgehen. Sehr wichtig in diesem Zusammenhang ist auch die Erläuterung im Epheserbrief der Ordnung Christus – Gemeinde, Christus – Mann – Frau. In diesem Lichte wird auch 1. Kor. 14,34 klarer. Hier müsste man überdies den Begründungen „Wie in allen Gemeinden der Heiligen“ sowie „Wort des Herren“ nachgehen sowie der Warnung: „Wer dies nicht anerkennt, der wird auch nicht anerkannt“: Hat Paulus mit diesen schweren Geschützen tatsächlich nur auf im Gottesdienst dazwischenredende Frauen geschossen?
So lassen sich von den eigentlichen Kerntexten also viele Verbindungen in die Heilige Schrift ziehen und auch noch wenig bekannte Schätze heben. Etliche Texte sind hierzu von verschiedenen SELK-Pfarrern (und auch von Theologen außerhalb der SELK, z.B. von Prof. R. Slenczka) im Laufe der Jahrzehnte veröffentlicht worden.
Zu wenig bedacht wird bei der Diskussion um die FO auch die deutliche Warnung in Epheser 4,14, dass Christen sich nicht von jedem Wind neuer Lehre umtreiben lassen sollen. Trau – schau – wem: Wer sind die (landeskirchlichen) Theologen, welche die FO damals in die SELK hineingetragen haben? Wer waren ihre geistlichen Lehrer? Welcher Lehre sind diese gefolgt? Stand diese Lehre auf dem Boden lutherischer Hermeneutik? Inwieweit stand gesellschaftlicher oder politischer Erwartungsdruck dahinter?
Wir sind überaus kritisch, wenn wir uns ein neues Haushaltsgerät oder Auto anschaffen wollen, lesen Beschreibungen und Testurteile – und dabei handelt es sich doch nur um ein totes Ding, das keinerlei Einfluss auf unser Seelenheil hat. Sollten wir nicht mindestens ebenso kritisch sein, wenn jemand eine neue theologische Lehre aufbringt – ganz besonders, wenn diese fast zwei Jahrtausende lang in der weltweiten Christenheit kein Thema war?