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One Way only – klare Kante vom ILC: Ausschluss der LCANZ und der JPL

In unserem Artikel „My way or the highway“ vom 1. Januar 2025 berichteten wir, wie die Lutherische Kirche von Australien und Neuseeland (LCANZ) im November nach einem langen Beratungsprozess („Way forward Project“) die Frauenordination als Option für ihre Gemeinden neben der herkömmlichen Ordination von Männern eingeführt hat.

In dem Artikel berichten wir weiter, wie sich schon während dieses Prozesses in der LCANZ einige Gemeinden abgespalten und unter Mithilfe des ILC (Internationaler Lutherischer Rat) die „Lutheran Mission Australia“ (LM-A) gegründet haben. Diese spricht sich weiterhin gegen die Frauenordination aus. Der Bischof der SELK sandte der neuen Lutheran Mission Australia eine Grußbotschaft per Video, in der er der LM-A seine Unterstützung zusagte. Gegenüber der LCANZ jedoch schweigt Bischof Voigt. Dabei könnte deren „Way forward project“ ein Vorbild für die SELK sein, wie sie die Frage der Frauenordination in einem ähnlichen Beratungsprozess lösen könnte, in dem die Gegner und Befürworter in gleicher Weise gehört und eingebunden werden, und mit dessen Hilfe eine für alle tragfähige Lösung gefunden werden könnte.

Leider hat nun der Vorstand des ILC am 21. März 2025 entschieden, die Lutherische Kirche von Australien und Neuseeland (LCANZ) aus dem Internationalen Lutherischen Rat auszuschließen, ebenso die Japanische Lutherische Kirche (JLC), die schon seit 2021 die Ordination von Frauen zulässt. Damit zündete der Vorstand des ILC die zweite und endgültige Stufe des Ausschlusses, nachdem die nach der Satzung des ILC notwendige erste Stufe der Versetzung beider Kirchen in den „Beobachterstatus“ zuvor schon erfolgt war (gemäß Artikel II. 3. c. i. der ILC-Satzung).

In der Begründung der Entscheidung des ILC, die der Lutherischen Kirche von Australien und Neuseeland und der Japanischen Lutherischen Kirche am 30. März 2025 zugestellt wurde, heißt es, beide Kirchen hätten sich abgewandt von den Lehrmeinungen des ILC, deren Einhaltung von allen Mitgliedskirchen erwartet würde. Um welche Lehrmeinungen es geht, wird in der offiziellen Information des ILC zunächst nicht spezifiziert, erst später wird der Bezug zu Artikel II. D. 2.b. der Satzung des ILC hergestellt, in dem festgelegt ist, dass nur Männer ordiniert werden können und die Heilige Schrift dies so vorschreibe. Die Satzung stammt aus dem Jahr 2017 – zuvor gab es sie und alle hier erwähnten einschlägigen Artikel in der heute vorliegenden Form nicht.

Mit dem Ausschluss der Lutherischen Kirche von Australien und der Japanischen Lutherischen Kirche und in seiner Begründung macht der Vorstand des ILC klar deutlich, dass der Ausschluss der Frauen vom Pfarramt ein entscheidendes Kriterium für die Mitgliedschaft in dieser Vereinigung ist.

Für den Vorstand des ILC mag der Ausschluss der Lutherischen Kirche von Australien und Neuseeland und der Japanischen Lutherischen Kirche ein rechtlich logischer und vom Prozess her technisch einwandfreier Schritt sein. Was aber mögen die Schwestern und Brüder in den beiden Kirchen empfinden, die jahrelang um eine möglichst für alle akzeptable Lösung der Frage der Frauenordination gerungen haben?

Und was bedeutet dies nun für die SELK? Zunächst ist es Wasser auf die Mühlen derer, die argumentieren, dass eine mögliche Entscheidung für die Frauenordination eine weitere Mitgliedschaft im ILC unmöglich machen würde, und die SELK daher tunlichst eine solche Entscheidung nicht treffen sollte. Einen entsprechenden Warnschuss hatte der Vorsitzende des ILC, Bischof Pohjola aus Finnland, bereits abgegeben, als er der SELK in Bezug auf die Debatte um die Frauenordination und die diesbezüglichen synodalen Beschlüsse im November 2023 einen „sorgenvollen“ Brief schrieb, in dem er die Frauenordination als kirchentrennend bezeichnete und eine möglicherweise notwendige „Entlassung“ der SELK aus dem ILC bedauern würde, sollte die SELK die Frauenordination weiter verfolgen (der Brief von Bischof Pohjola nachzulesen z.B. unter diesem Link).

Für alle Mitgliedskirchen des ILC, die die Frauenordination diskutieren, stellt sich die Frage, ob sie das Vorgehen des ILC-Vorstandes als Bedrohung empfinden, oder ob sie ihre Entscheidungen als rechtlich unabhängige und eigenständige Kirchen in ihren Ländern treffen können und wollen. Wird unsere Kirche, die SELK, mutig genug sein, den Weg hin zu einer Lösung des Konflikts um die Frage der Frauenordination weiterzugehen, den sie mit dem Atlas Frauenordination, den darin aufgezeigten Möglichkeiten und mit der diesbezüglichen Einrichtung der Synodalkommission „Szenarien“ eingeschlagen hat?

Wie sollte die SELK reagieren? Was ist Ihre Meinung – schreiben Sie uns gerne.

Und lassen Sie uns für unsere Schwestern und Brüder in der Lutherischen Kirche in Australien und Neuseeland und in der Japanischen Lutherischen Kirche beten, für die SELK, aber auch für den ILC, seinen Vorstand und seine Mitgliedskirchen, dass wir zusammen Wege und Lösungen im Sinne und in der Nachfolge Jesu Christi finden – sind und bleiben wir doch alle gemeinsam seine Kirche.

(rg)
18.04.2025

 

1 Gedanke zu „One Way only – klare Kante vom ILC: Ausschluss der LCANZ und der JPL“

  1. Kirchenpolitisch ließe sich eine Menge zu dem Thema sagen und auch zu der Art und Weise, wie es aus verschiedenen Blickwinkeln dargestellt wird. Darauf möchte ich hier aber verzichten und lediglich bemerken, dass die Gründung der LM-A und die Reaktion des ILC erwartbare Folgen des Geschehens in Australien darstellen. Ob es uns gefällt oder nicht: Die Frage, ob das Hirtenamt nur Männern übertragen werden sollte, ist defintiv eine Lehrfrage, denn bereits eine Entscheidung darüber, ob darin Gottes zeitlos gültiger Wille zum Ausdruck kommt oder ob es sich nur um eine Ordnungsfrage handelt, ist eine Lehrentscheidung. Sie ist in der ILC wie auch in der SELK-Grundordnung offiziell getroffen. Wenn uns die kirchliche Einheit lieb ist (die nach lutherischem Verständnis die Einheit in der Lehre notwendig voraussetzt), sollten wir im Sinne des Schlussabsatzes fleißig beten und durch sorgfältige, geduldige theologische Arbeit eine Lösung im Sinne des Herrn Jesus Christus anstreben – also ein gemeinsames Verständnis darüber, ob unsere Grundordnung und die ILC-Satzung in dieser Lehrfrage richtig liegen oder irren. Ora et labora! Ich wünsche allen, die dies lesen, eine gesegnte österliche Freudenzeit. Wer sich für meine Überzeugung in der Frage interessiert, dem empfehle ich meine Osterpredigt „Ostern und die Frauen“, die hier zu finden ist: http://www.predigtkasten.de/P080323.htm

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