Für die ganze Kirche – ein Offener Brief an Kirchenleitung und Superintendenten der SELK.
In Kürze beschäftigt sich der 15. Allgemeine Pfarrkonvent der SELK mit der Frauenordination. Kirchenleitung und Kollegium der Superintendenten haben der Versammlung der Pfarrer dazu einen umfangreichen, dreiteiligen Antrag vorgelegt, über den wir bereits berichtet haben. Dieser Antrag mit seinen möglicherweise drastischen Auswirkungen auf die SELK beschäftigt die Kirchglieder; ein geplantes inFOyer-Gespräch über die Hintergründe wurde auf Drängen von Mitgliedern der Kirchenleitung abgesagt, die hierzu angekündigte Ersatzveranstaltung fand bisher nicht statt. Neben einer Petition sowie einem Kommentar zu dem Antragspaket, die sich beide direkt an die Pfarrer auf dem APK richten, wurde auch ein Offener Brief an Kirchenleitung und Superintendenten verfasst, den wir hier veröffentlichen. Das PDF des Originals kann hier eingesehen werden.
Sehr geehrter Bischof Voigt,
sehr geehrte Mitglieder der Kirchenleitung und Superintendenten,
im Rahmen von Gesprächen über die Frauenordination (FO) in unserer SELK haben wir von Ihrem geplanten dreistufigen Antrag an den Allgemeinen Pfarrkonvent gehört. Wir nehmen Ihr Bemühen um eine Lösung in Sachen FO sowie die Tatsache, dass sich die Positionen Pro und Contra FO in der SELK nicht in einem einfachen Kompromiss auflösen lassen, wahr. Gleichzeitig sind wir betroffen und enttäuscht darüber, dass ganz konkret von einer möglichen Spaltung gesprochen wird.
Die in den letzten Jahren geleistete Arbeit im Ringen um die Einheit der Kirche bildet sich in Ihrem Antrag nicht ab. Besonders die Voten zahlreicher Gemeinden zum Atlas FO finden keine Berücksichtigung. Die überwiegende Zahl der an der Umfrage teilnehmenden Gemeinden kann mit dem Modell 4 aus dem Atlas FO leben. Ihnen ist vor allem am Fortbestand der SELK als Einheit gelegen. Nach unserer Ansicht gibt es so viel mehr, was uns in der SELK verbindet, als was uns trennt.
Der dritte Teil Ihres Antrages schlägt ein zwanzigjähriges Aussetzen der Arbeit des APK an der Frage der Frauenordination vor. Was bedeutet es, wenn das wichtigste theologische Gremium unserer Kirche verstummt? Für die zahlreichen Befürworter der Frauenordination bliebe kein Raum oder sie müssten erneut schweigen, statt gemeinsam um Lösungen zu ringen. Vermutlich wären weitere Aus- und Übertritte die Folge. Kann und will sich die SELK das geistlich, personell und finanziell leisten? Die SELK lebt vom aktiven Dienst ihrer Laienmitglieder auf allen Ebenen und in allen Bereichen. Wir befürworten die Ordination von Frauen und glauben, dass sich alle in unserer SELK unabhängig vom Geschlecht nach ihren Begabungen einbringen können.
Wir bitten Sie, die Leitung für unsere ganze Kirche zu sein, die nach gemeinsamen Lösungen sucht, Vertrauen untereinander schafft, Brücken baut und Gemeinsamkeiten stärkt.
Wir bitten Sie, bei Ihren Entscheidungen Ihre seelsorgerliche Verantwortung gegenüber den Gemeindegliedern und Gemeinden im Blick zu haben.
Wir bitten darum, dass bei den notwendigen Entscheidungen, die sich aus dem Abstimmungsergebnis des APK ergeben, die im Atlas Frauenordination aufgezeigten Szenarien berücksichtigt werden.
Wir sind überzeugt, dass uns zuallererst der gemeinsame Glaube an den dreieinigen Gott verbindet, so wie wir es im Credo bekennen. Die Frage der FO ist für uns nicht kirchentrennend. Die SELK ist unser geistliches Zuhause, das wir erhalten möchten.
Mit herzlichen Grüßen und dem Wunsch
nach Gottes Segen für ihre Arbeit
Marion Rehr, Solveig Schnaudt
und weitere Unterzeichner (siehe Anlage)
(ms)
15.06.2025

Ich unterstütze die Bitte des Briefes von ganzem Herzen. Lieber Herr Bischof, liebe Kirchenleitung, liebe Pfarrer – geben Sie sich bitte Mühe, und lassen Sie es sich eine Herzensangelegenheit sein, die Einheit der SELK zu wahren. Welchen Sinn macht eine weitere Spaltung in einer ohnehin schon arg gespaltenen Christenheit und einer in Deutschland säkularer werdenden Welt…. Geben Sie sich einen Ruck, und agieren Sie im Sinne der schon früher vom APK getroffenen Feststellung, dass beide Lehrmeinungen für und gegen die Frauenordinatin in der SELK nebeneinander stehen (können), beachten Sie das Votum vieler Gemeinden und einzelner, und lassen Sie zu, dass Gemeinden, die es wollen, auch Frauen als Pfarrerinnen berufen dürfen. Folgen Sie dem Beispiel unsere Schwestern und Brüder in der LCANZ in Australien und Neuseeland. Ich bete für Sie alle, dass der Heilige Geist bei Ihnen sein möge in Ihren Diskussionen und Entscheidungen auf dem APK.
Vielen Dank für den offenen Brief, den ich in allen Punkten nur unterstützen kann.
Kompromisse haber in der lutherischen Kirche eine lange Tradition. Luther war nicht unbedingt für die Einführung der Konfirmation und hat sie dann doch akzeptiert. Da es sich bei der Konfirmation und der Frauenordination um wichtige Fragen, aber nicht um den Kernbereich unseres Glaubens handelt, sind Kompromisse möglich.
Hoffentlich haben die Gremien der Kirche die Kraft und Gottes Segen, einen Kompromiss zu finden.